Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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her geflüchteten. Es ist schändlich zu lesen, wie deutsche und österreichische 
Landsleute in China, Singapore, Penang und Colombo von den Engländern 
behandelt werden, nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder. 
Die ganze Verlogenheit und Heuchelei eines Engländers gehört dazu, um an- 
gesichts solcher Tatsachen noch humanity als Privatdomäne für sein Volk zu be- 
ansprucheu! Sonst ist unsere Stimmung hier im allgemeinen ziemlich gedrückt. 
Hunderte von deutschen Reservisten sitzen hier und können nicht weg. Wir 
lesen von der großen Begeisterung in der Heimat und müssen hier untätig 
die Hände in den Schoß legen; wir stehen — von eigenen Nachrichten abge- 
schnitten — unter der Einwirkung der Renter-Telegramme und einer uns 
feindlichen Presse und können nur hoffen, vertrauen und beten. Gott schütze 
unser liebes Vaterland! Gott schütze Kaiser und Reich! R. S. 
Cincinnati (Ohio), 23. Nov. 1914. 
Unsere deutsche Presse hier in Amerika, die jahrelang einen harten Kampf 
ums Dasein kämpfte, und die es wohl verdient hätte, im alten Vaterlande 
ein bißchen mehr anerkannt zu werden, ist jetzt einer der hauptsächlichsten Fak- 
toren, hinter der Amerikas Deutschtum Schutz findet. Ohne zu zögern hat 
sie kampfesmutig den Fehdehandschuh ergriffen, den ein übermächtiger Feind 
ihr hinwarf. Alle deutschen Zeitungen, gleichviel welchen Charakter sie tragen, 
sind sich jetzt in dem einen Ziele einig, für das Deutschtum einzutreten und 
die feindlichen Lügen und Verleumdungen zu entlarven. Und jeder einzelne 
Deutsche steht ihnen bei. Aber es ist eine Riesenarbeit. Man könnte wirk- 
lich mutlos werden, wenn nicht die Liebe zum alten Vaterland immer wieder 
der Ansporn wäre und die Gewißheit, daß Wahrheit und Gerechtigkeit doch 
endlich siegen müssen. . . . Soll ich Ihnen von unserem Basar berichten, 
an dem sich alle deutschen Vereine beteiligten, der sechs Tage dauerte und 
4000 Doll. Reingewinn brachte? Zusammen mit der Kollekte, die am Feste 
der Vereinigten deutschen Sänger innerhalb 15 Minuten 500 Doll. ergab, 
konnten 4500 Doll. an den Präsidenten der Deutschen und Oesterreichisch- 
Ungarischen Hülssgesellschaft von Cincinnati in letzter Woche abgeliefert werden. 
Die Basare waren eine erhebende Kundgebung des Deutschtums unserer Stadt. 
Ich gehöre zum Dameu-Zweigverband des dentsch-amerikanischen National- 
bnndes, und es war mir eine Freude, zu beobachten, wie deutsche Frauen 
hier arbeiteten. Vollzählig erschienen sie, wochenlang hatten sie vorher wie 
Bienen gesammelt und keinen Tag fehlten sie an den Verkaufsständen. Wollte 
einmal eine ermüden, dann mahnte die andere: „Es ist ja sürs Heimat- 
land!" und wieder war alle Müdigkeit verflogen. „Ein Cent fürs Heimat- 
land, er soll sich hundertfältig vermehren," oder „Fünf Cents, bitte, wer deutsch 
fühlt," „Fünf Cents für ein deutsches oder österreichisches Waisenkind," — so 
schwirrten die Rufe durcheinander. Die Damen des Stadtverbandes sorgten 
für deutsche und österreichische Kokarden und Abzeichen mit deutschen Fähnchen
	        
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