Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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und wurde gleichzeitig der Oberzensor, vertreten durch die militärischen Be- 
Hörden. Nun ist eine Zensur, welche jederzeit in der Lage ist, auch ohne 
eigentliche Begründung zu verbieten und empfindlich zu strafen, gewiß eine sehr 
unangenehme Einrichtung, am unangenehmsten für solche Journalisten, welche 
selbständig zu denken und zu urteilen gewöhnt sind; aber außergewöhnliche 
Umstände rechtfertigen anßewöhnliche Mittel, und wenn jemals, war es in 
diesem, dem deutschen Volke aufgedrungenen Höllenkampf eine unbedingte Not- 
wendigkeit, den Nachrichtendienst, der auch zu den Mitteln der Kriegführung 
gehört, dem militärischen Zweck unterzuordnen. Unter diesem Gesichtspunkte 
rechtfertigen sich Maßnahmen wie das „Verbot von Veröffentlichungen über 
Truppen oder Schiffsbewegungen und Verteidigungsmittel," das der Reichs- 
kanzler schon am 3l. Juli 19l4 erließ, — die lange Liste der unter die 
Schweigepflicht fallenden Einzelheiten ist später noch erweitert worden — und 
die Errichtung allmächtiger und inappellabeler Präventiv-Zenfurstellen in Berlin 
wie in anderen Städten. Anzuerkennen ist auch, daß die Militärbehörden von 
Anfang an sich bemüht haben, in persönlicher Fühlung mit Vertretern der 
Presse nicht nur zu kommandieren, sondern auch zu überzeugen und in höflichem 
Meinungsaustausch die Beschränkung der Bewegungsfreiheit der Presse wenig- 
stens einigermaßen fest zu regeln. Selbstverständlich sind Meinungsverschieden- 
heiten über die Anwendung dieser Regeln nicht ausgeblieben, und in seines 
Herzens Kämmerlein hat wohl mancher Redakteur Betrachtungen angestellt, ob 
die Maßregelungen immer gerechtfertigt waren. Aber man hat sich mir Anstand 
in das Unvermeidliche gefügt und begriffen: Besser etwas zu viel Vorsicht als 
zu wenig, besser ein Dutzend vielleicht überflüssiger Zensureingriffe als eine 
einzige Preßindiskretion, die dem Feinde wirklich nutzt — allerdings in der 
Voraussetzung, daß die unumgänglichen Ausnahmemaßregeln des Kriegs- 
zustandes sich nicht zu dauernden Einrichtungen answachsen. 
Mit ganz vereinzelten Ausnahmen hat die deutsche Presse das glänzende 
Lob verdient, das ihr nach dem ersten Kriegsvierteljahr Generaloberst von 
Heeringen spendete: „Sie hat sich vortrefflich bewährt. Diskret, patrio- 
tisch, ist der deutsche Zeitungswald ein treues Spiegelbild der ernsten opser- 
willigen und siegesbewußten Stimmung unseres Volkes." Wenn sie in voller 
Einmütigkeit ihre Leser (soweit das noch nötig war) aufklärte über die Ur- 
fachen und Ziele des Weltkrieges, über die unbedingte Notwendigkeit, dem 
treuen Bundesgenossen Oesterreich starke Hand zu leisten, um nicht später 
selbst erdrosselt zu werden, wenn sie vom ersten Augenblick an, die wenigen 
Zweifler und Aengstlichen mit sich reißend, den Satz verfocht: Wir werden 
zum Kriege gezwungen, aber jetzt fechten wir's auch gründlich aus — so be¬ 
deutete das eine gewonnene Schlacht, bevor noch ein Schuß ge- 
fallen war. Und so ist es geblieben. Unschätzbare Dienste hat die Presse 
deni Vaterland geleistet, durch unaufhörliche Förderung aller Maßnahmen, 
welche diese ruhige, entschlossene Haltung unseres Volkes zu bewahren und zu 
festigen geeignet waren. — Nur ein Verdienst sei hier nach Gebühr hervor- 
gehoben: die alle Erwartungen übertreffende Unterbringung der Kriegs-
	        
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