Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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viele in den Tagen des sorglosen Glückes vergessen hatten. „Guter und 
allmächtiger Gott, schütze unser tapferes Heer!" 
16. August 1914. 
Unsere Frauen und Mädchen machen jetzt buchstäblich zwölf- bis vier- 
zehnstündigen Arbeitstag. Im heißesten Sonnenbrand schaffen sie vom frühen 
Morgen bis in die Nacht auf dem Bahnhof, um unseren braven Jungens 
den Anmarsch an den Feind so angenehm wie möglich zu machen. Alles 
arbeitet Hand in Hand, und der Verpflegungsdienst ist jetzt, nachdem wir 
einmal „eingeschossen" sind, ganz samos organisiert. Das klappt hier alles 
im kleinen wie der ganze deutsche Aufmarsch im großen. 
Jetzt naht ein Zug. Mit brausendem Hurra begrüßen die Insassen die 
verlockend aussehenden Vorkehrungen. Eins nach dem anderen wird ihnen 
in die Wagen gereicht, ganz nach Wunsch. Wie dankbar sind sie und wie 
bescheiden! Nicht ohne Rührung kann man sehen, wie sie auch an die noch 
nachfolgenden Kameraden denken. Es bedarf nahezu der ehrenwörtlichen Ver- 
sichernng, daß wir für diese wieder neue Vorräte bereithalten, um sie zu 
bewegen, sich noch ein Butterbrot oder eine Zigarre zu nehmen. Und wie 
prächtig sehen diese Burschen aus. Alle so gesund und kräftig. Deutsche Ge¬ 
diegenheit von oben bis unten. Voller Beruhigung sagen wir uns wieder 
und wieder: Die werdeu's den Franzosen schon besorgen. Das sind die 
Soldaten, mit denen wir keine Welt zu fürchten brauchen. Kaiserdrescher! 
Und was sie für eine Stimmung haben. Nichts Lautes und Lärmendes. 
Ueber dem Ganzen liegt eine durch und durch kernige, mannhafte, ich möchte 
sagen gereifte Begeisterung, die auf der festen Ueberzeugung beruht, 
für eine gerechte Sache zu kämpfen. Die da hinausziehen, das ist keine wild- 
gewordene Soldateska, das sind junge Männer, die von dem eisenharten 
Willen geführt werden, einen frevelhaften Friedensstörer zu züchtigen. Deshalb 
hat ihre Siegeszuversicht auch so gar nichts von phrasenhafter Renommisterei 
an sich. Sie ist ihnen eine Selbstverständlichkeit und hat ihren Ursprung in 
dem ruhigen und sicheren Gefühl absoluter Ueberlegenheit über jeden Feind. 
Und wie ein elektrischer Funke teilt sich dies Gefühl in voller Wucht jedem 
mit, der diesen Aufmarsch unseres Heeres mit erlebt. Nie habe ich das Be- 
wußtsein deutscher Kraft so unmittelbar gehabt wie in diesen unvergeßlichen 
Tagen. 
Das sind die ernsten Eindrücke, die der prachtvolle Aufmarsch unserer 
eisernen Wehr hervorruft. Wie immer, so bricht aber auch hier die charak- 
teristische Veranlagung der germanischen Rasse zum Humor siegreich durch. 
Der Franzose kennt jene Gemütsstimmnng nicht, von der Jean Paul sagt, 
daß sie unter Tränen lächelt. Was beim Germanen Humor ist, das ist bei 
ihm Satire und Sarkasmus, und von hier bis zum wilden Fanatismus ist 
bekanntlich nur ein Schritt. Was wir in diesen Tagen an zeichnerischen 
Karikaturen und gereimten Ergüssen auf deutschen Eisenbahnwagen sahen, hat 
von Fanatismus keine Spur an sich. Was die Kreide der Zeichner — und
	        
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