Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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ganze Helden überall, in den Schützengräben am Aisue-Ufer, im Getöse der 
Schlacht, auf dem Strohlager des Verbandplatzes. Du großes deutsches Vater- 
fand, sei stolz auf solche Heldensöhne, ein ganzes Volk von Helden hast du 
im Felde stehen! 
Kaum waren die deutschen Verwundeten nach dem Etappenlazarette weiter- 
befördert, als auch schon die ersten französischen Verwundeten bei uns in 
Saney eintrafen. Es war das keine leichte Arbeit für unsere braven Kranken- 
träger, sie vom nahen Vailly herüberzuholen. Zu wiederholten Malen wurde 
ein heftiges feindliches Feuer auf unsere Sanitätswagen eröffnet, ob- 
schon die Genfer Konventionsflagge hoch oben auf dem Wagen beim hellen 
Sonnenschein den Feinden deutlich sichtbar sein mußte. Sollte man sie liegen 
lassen, die armen französischen Verwundeten, sie ohne jegliche ärztliche Hülse 
verbluten und sterben lassen an ihren Wunden? Nein, man mußte auch sie 
hereinholen und alles für sie tun, um sie am Leben zu erhalten. Die feind- 
lichen Artilleristen drüben an ihren Geschützen wollten jedoch scheinbar nicht, 
daß man ihren verblutenden Kameraden zu Hülfe komme. Wie sollten die 
deutschen „Barbaren" etwas Gutes für sie tun können! Als ob solche „Bar- 
baren" einer so edlen humanen Gesinnung fähig sein könnten! Was man da 
drüben dachte, ich weiß es nicht, jedenfalls ist es Tatsache, daß immer wieder 
nach unseren Sanitätswagen geschossen wurde. Ces barbares d'Outre-Rhin! 
Waren das Barbaren, was hier in Saney die französischen Verwundeten zu 
sehen bekamen? Das waren deutsche Aerzte, die mit freundlichem Blicke, tröst- 
lichen Worten, milder Hand die schrecklichen Wunden der Fremden, der Feinde, 
verbanden, die die ganze Nacht hindurch sich abmühten, um allen möglichst 
schnell zu helfen. 
Das waren deutsche Krankenträger, deutsche Krankenpfleger, die mit so 
zarter Sorgfalt, so aufrichtig mitleidendem Zartgefühl sie hin und hertrugen, 
so leicht sie betteten, so warm sie zudeckten, ihnen immer wieder zu essen und 
zu trinken reichten, alles sür sie taten, um den Armen ihre hülflose Lage zu 
erleichtern. 
Das war ein deutscher Feldgeistlicher, ein Priester ihres Glaubens, der 
in ihrer Sprache Worte des Trostes und des Friedens zu ihnen sprach und 
mit priesterlicher Gewalt all die Wunden ihrer Seelen heilte. Das sollen 
Barbaren sein, solche Leute? Nein, wie ganz anders war doch die Welt der 
Wirklichkeit, als unwahre, lügenhafte Zeitungsberichte sie ihnen vorgetäuscht 
hatten! Diese Deutschen waren keine Barbaren; kein einziger von ihnen war 
ein Barbar. Manch einer der armen Verwundeten brachte es da nicht mehr 
über sich, dies alles mit anzusehen und zu allem zu schweigen; sein dankbares 
Herz drängte ihn zu sehr, es auszusprechen und laut vor allen zu bekennen, 
was er für seinen Teil von den deutschen Barbaren hielt. „Camarades, 
so lautete sein Bekenntnis, vous etes tous tres bons pour nous; on 
ne nous avait pas dit §a." (Kameraden, ihr seid alle so gut zu uns; 
man hatte uns das nicht gesagt.) Das war der schlichte Ausdruck edler Dank- 
barkeit, hoher Bewunderung vor deutschem Edelmut, das war das offene Ein¬
	        
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