Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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An diesem Tage hatten die Serben kein gutes Weilen in ihrer Stellung. 
Gleich nach Sonnenaufgang erscholl von einer Stelle des österreichischen 
Schützengrabens ein matter, gar nicht heftiger Knall, eher wie das Zischen 
von an freier Luft entzündetem Schießpulver. Aus dem Dampfe, der sich 
darauf erhob, kam etwas langsam geflogen; wie zögernd segelte ein leibhaftiges 
Faß mit unheimlicher Genauigkeit auf die serbische Betonfestung zu. Doch 
ehe die überraschten Feinde sich vom Inhalte des Fasses zu überzeugen ver- 
mochten, lehrte sie ein furchtbarer Blitz, ein dröhnender Krach, daß es schreck- 
licher Ernst sei. Als sich die Staub- und Qualmwolke verzogen hatte, da 
gab es auf dreihundert Meter keinen serbischen Betonschützengraben mehr. 
Nur Staub und Brocken zeigten seine Stelle an. Er war fast vollkommen einge- 
ebnet, und dazwischen lagen Tote, Verbrannte und Verwundete. Die Kroaten 
drangen unter Hurra und gefälltem Bajonett vor und setzten sich durch ein 
heftiges Flankenfeuer in den Besitz des übrigen Grabenteiles, 
Mirkos Kanone gelangte zu hohen Ehren. Mirko selbst ebenfalls. Er wurde 
noch am selben Tage befördert und der Hauptmann schüttelte ihm die Hand. 
Seine Erfindung zeigt uns vorstehendes Bild: Die vier Führungen F 
wurden in einem von den Pionieren ermittelten Elevationswinkel im Boden 
fest verankert. Das Faß G, das Geschoß, lieferte die Requisition. Es wurde 
mit Ekrasit gefüllt und mit Aufschlagzündern versehen. Die Schußladung be- 
fand sich in 8 zwischen zwei starken Brettern lose untergebracht. Sie wurde nach 
Wegtreten der Mannschaft mittels der elektrischen Leitung L zur Explosion 
gebracht. Da die Ladung nach den vier Seiten frei lag, ging natürlich ein 
Teil der Stoßwirkung verloren. Der Stoß, den das Ekrasitsaß empfing, war 
also sozusagen nur „sanft" und verhinderte eine vorzeitige Explosion. Da- 
gegen sauste das Faß in der starken Führung empor und nahm seinen Weg 
in der Richtung des Pfeiles R. Die Kraft der Pulverladung genügte, das 
Faß bis zu 300 Metern zu schleudern. Das eigenartige Geschütz wurde 
seither von den österreichischen Truppen oft und mit bestem Erfolg ver- 
wendet. J. H. 
VII. Kriegsgefangene 
Selbfterlebtes unü Selbstgefchautes. 
Von P. Brinkmann, Redemptorist und Feldgeistlicher. 
^P§ war am Montag den 7. September, als ich auf E. zueilte, um in T. 
und I. die deutschen Verwundeten zu suchen. In T. erschien plötzlich 
eine französische Kavallerie-Patrouille. Ich war gefangen. Ohne verhört zu 
sein, geht es ins Gefängnis, ein enges Verließ von vier kahlen schmutzigen 
Mauern. Ich saß da mit hungrigem und durstigem Magen. Allein nichts
	        
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