Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Maria de Victoria. 
^orpostenstellung im Argonnenwald! 
" Herbst färbt das Laub, der Abendwind bläst kalt. 
Durch Westgewölk huscht blasser Vollmondschein 
Und dämmert grau ob grauen Kriegerreih'n, 
Die eingegrabenen liegen, schußbereit. — 
Dicht war die Bleisaat auf die Flur gestreut, 
Und rote Blumen sprossen allsogleich, 
Und reiche Garben mähte — still und bleich — 
Der grause Sensenmann auf falbem Roß; 
Doch Halm bei Halm die kleinste Lücke schloß, 
Und über Tod und Leben sinkt die Nacht. 
Was bringt der Morgen? — Eine neue Schlacht! 
Ein Landwehrmann liegt vorn auf scharfer Schau, 
Die Feinde drüben, — rückwärts Haus und Frau! 
Auf Nachtgeräusch ist jeder Sinn gespannt, 
Doch hoffend Sehnen geht ins Heimatland, 
Wo schon das Morgen — Herz, bezwing den Schlag! — 
Ein junges Leben ihm bescheeren mag. 
Wie an der Wehr ihm matte Lichter blinken, 
Zählt Perl' um Perl' er betend mit der Linken. 
O blicke gnädig auf uns Beide hin, 
Der Trauer Hort, der Christen Helferin! 
Die reiner strahlt als hellster Sternenglanz, 
Dir weih' ich, Königin, den Rosenkranz. 
Hilf meinem Weibe, stets sei schirmend nah 
Auch mir, Maria de Victoria!" — 
Horch! Leise Regung! — Schau! Gespenstig Weben! 
Nah'ts da? — Naht's dort? Scheint nicht der Wald zu leben? 
Klirrt's raschelnd nicht im Vorland? — Birgt der Wind 
Nicht dumpfes Raunen? — „Kamerad, geschwind 
Die Büchse hoch!" — Ein Doppelblitz, ein Knall! — 
Alarm! Alarm! — Und prasselnd fährt ein Schall 
Aus tausend Rohren in die schwarze Nacht! 
Das brüllt und pfeift, das stöhnt und gellt und kracht, 
Das tobt und heult, das springt und wälzt sich her, 
Wie ein vom Weststurm aufgewühltes Meer, 
Wie wilder Brandung gischtbekrönte Wellen! 
So tost's heran — und muß am Deich zerschellen, 
Am Menschenwall, der Blitz und Feuer sprüht, 
Es stockt der Schwall — rauscht rückwärts — schwankt — und flieht — 
Und in das brausend wirbelnde Hurra 
Klingt's leis: Maria de Victoria! 
Oktobersonntag war's. — Am gleichen Tag 
Fernab ein neugeboren Mägdlein lag 
In stiller Kammer in der Mutter Arm. 
Die drückt es selig, hält es fest und warm, 
Im Auge Tränen, kost sie lieb und lind 
Ihr erstgeborenes, ihr Sonntagskind, 
Schaut dann zur Ferne. — Wißt ihr, was sie sah: 
Kampf! — Sieg! — Maria de Victoria!
	        
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