Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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begann beklommenen Herzens zu dirigieren. Leise, wehmütig setzte das erste 
Lied ein, das an einigen Stellen zu freudiger Entschlossenheit wuchs, um 
ergeben zu enden. Die Sänger folgten meinem Stab, einem Stück Billardstock, 
genau. Die Erregung schwand. Sofort setzte ich mit dem zweiten Siebe ein. 
Freudig, von edler Begeisterung getragen, durch den hohen Augenblick gesteigert, 
klangen die echt deutschen Worte, die durch den zeitgemäßen Inhalt und durch 
klangvolle Komposition zum Ausdruck gebracht, bei allen eine begeisterte 
Stimmung hervorriefen. Leise, fast resigniert rollten die Schlußakkorde durch 
den Raum: Fahr wohl, mein teures Heimatland, fahr ewig, ewig wohl! 
Nun noch das dritte Lied: Es braust ein Ruf, mit elementarer Wucht, hiu- 
reißend! Ich machte meine Ehrenbezeugung. Seine Kaiserliche Hoheit löste 
sich ans der Gruppe der ihn umgebenden Offiziere, kam auf mich zu, reichte 
mir, freudig winkend, die Hand und lobte vor allem die Auffassung der Ge- 
sänge und die herrlichen Tenöre. Dann wandte er sich freundlich grüßend 
und dankend zu den Sängern und verabschiedete sich mit: Ade, Kameraden! 
— Kurz nach 8 Uhr kam die Meldung, daß Antwerpen gefallen sei. Welch 
ein Jubel! 
Wie ein junger kriegssreiwilliger Schulamtsbewerber das Eiserne Kreuz 
verdiente, beschreibt er wie folgt: 
Am 12. November mußte ich im Morgengrauen einen Patrouillengang 
machen. Ich kam an einer alten Bretterbude vorbei. Plötzlich hörte ich 
französische Laute. Ich horchte. Richtig, im Stalle wurde geplaudert. Kurz 
entschlossen öffnete ich eine baufällige Türe. Da sah ich sieben Rothoseu. 
Sofort war ich schußbereit. Wie der Blitz flogen ihre Arme in die Höhe. 
Schon gleich beim Eintritt war mir aufgefallen, daß ihre Gewehre in einer 
Ecke standen. Darum stellte ich mich so auf, daß sie ihre Waffen nicht 
erreichen konnten. Als ich mit den gefangenen Franzmännern zur Kompagnie 
kam, wurde ich mit Jubel empfangen. 
Die vorstehenden Auszüge sind ein schönes Zeugnis für den echt 
soldatischen Geist, der unsere Lehrer im Felde beseelt. Dem 
Lehrerstande fällt ein guter Teil an den herrlichen Erfolgen zu, die bisher 
errungen worden sind. Er hat in die Herzeit der Jugend den Willen zur 
opferfreudigen Vaterlandsliebe gepflanzt, der über anderthalb Million Freiwillige 
auf den Plan rief. Die Krieger aus dem Lehrerstande tragen auch jetzt zum 
guten Geiste unserer Truppen wesentlich bei, wie mir bereits von mehreren 
höheren Offizieren berichtet wurde. Und die vielen Auszeichnungen von 
Lehrern mit dem Eisernen Kreuz beweisen, daß die Lehrerschaft an Tapferkeit 
hinter keinem anderen Stande zurücksteht. Treffend schreibt Major von Spiegel: 
„Der deutsche Lehrerstand hat 1914 die Feuertaufe erhalten und sie glänzend 
bestanden. Ob die Lehrer als Offiziere vor der Fr ont oder als Unteroffiziere 
oder als Mannschaft in Reih und Glied in den heiligen Kampf zogen, in 
allen Lagen stellten sie ihren Mann, zeigten sie sich als Helden."
	        
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