Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Der Inhalt dieser vierseitigen ersten Feldnummer besteht zunächst aus einem 
begeisterten Leitartikel über den Landsturm, von weiten geschichtlichen und 
staatsrechtlichen Gesichtspunkten ausgehend, in dem wir wohl den Schwung 
des Herrn Kompagnieführers wieder zu erkennen glauben. Der Schluß sei 
angeführt: 
Diese große Zeit, die mit ihrem Sturmesbrausen allen Staub und alle Asche von unseren! 
Herzen blies, sie hat uns aber nicht nur das unüberwindliche, weil seiner selbst und seiner 
Kraft bewußte Volk in Waffen, sie hat uns auch das einige Volk in Waffen gebracht. Wie 
halten sie zu Hause alle zusammen, Reich, Gemeinden, Geschäft und Einzelne, um alle Not 
zu lindern, die den oder jenen aus den unausbleiblichen vorübergehenden Unbilden des 
Krieges treffen könnte! Und wir vom Landsturm! Was hat sich nicht alles von 
Berufen in unseren Kompagnien versammelt! Hier der Jurist, da der Fabrikant, hier der 
Photograph, da der Kaufmann, hier der Professor, da der Arbeiter. Und was sind wir 
jetzt? Kameraden! Kameraden schlechthin! 
Ein einig Volk auch von oben bis unten! Herr Gott, seht doch hin auf die anderen Völker! 
Wo seht ihr deren Fürsten in der Front? Und bei uns! Wie einst in den größten 
Zeiten Deutschlands, als die Herzöge mit eigener Hand die Sturmfahne des Reiches im 
Kampfgetümmel vorantrugen! Ja, das ist ja alles wieder da, es ist kein Märchen, kein 
Traum, es ist die wunderbarste, wunderschönste Gegenwart. Unsere Fürsten in vorderster 
Kampflinie. Ihr Blut vermischt sich mit dem des Volkes. Blut ist der festeste Kitt, und 
in den Wehen dieser Schlachten wird geboren das ganze einige Volk auch im Frieden. 
In einem Aufsatz „Stille Helden" beschreibt einer der „Redaktöre" Erleb- 
nisse mit durchpassierenden Verwundeten, ihre Kampfbegeisterung, ihren forschen 
Mut, ihren Wunsch, rasch wieder zur Front zu kommen. Aber auch wertvolle 
Kleinarbeit leisten sie selbst, die trefflichen Landsturmleute. Sie haben dort in 
Vouziers (es liegt an der Aisne, etwa 53 Kilometer vor Reims) eine private 
Verpflegungs- und Verbandsstation eingerichtet. Was sie leistete, zeigen mit 
berechtigtem Stolz die nachstehenden Ziffern auf Seite 4 des Blattes. Vom 
9. bis 30. September erhielten 47 794 (!) Personen eine aus Fleisch, Gemüse 
und Kartoffeln bestehende Mahlzeit. Im selben Zeitraum wurden dort 2457 
Leichtverwundete verbunden. 
Ein Bravo den wackeren Sachsen und unseren kollegialen Glückwunsch 
für das kräftige Gedeihen des neuen Pressesprößlings, der laut Wortlaut einer 
Anzeige „unter schmierigen Verhältnissen" erscheint! 
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Nach späteren Mitteilungen erschienen bis zum 8. November 1914 fünf 
Nummern des „Landsturm" in Auflagen von 3000 bis 8000 Stück. Der 
Druck erfolgte in einer verlassenen Zeitungsdruckerei von Vouziers; die 
Schristleituug besorgten die Oberleutnants Schrömbgens und Mayer und 
Leutnant Singer. Das lebhafte Interesse, das dem Blatte entgegengebracht 
und das u. a. auch vom Kronprinzen von Sachsen geteilt wurde, hatte zur 
.Folge, daß ihm auch nach Verlegung der Kompagnie an einen anderen 
Standort das Weitererscheinen ermöglicht wurde. Der „Landsturm" fand auch 
auf dem östlichen Kriegsschauplatze und im Reiche zahlreiche Leser, sogar in 
Oesterreich, der Schweiz, den Niederlanden und Amerika erwarb er sich 
Freunde. (Bis zum 1. April 1915 konnten fünf weitere Nummern erscheinen, 
bie letzte in einer Auflage von 13000 Stück.)
	        
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