Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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vie Etappe. 
nicht ganz Krieg und nicht ganz Friede, 
Eignes Land mit eignem Liede, 
Schlachtlust nicht, nicht Heimatglück, 
Und von beiden doch ein Stück, 
Liegst du an der Kriegsflut Strand, 
Freundliches Etappenland. 
Ziehn und stampfen die Kolonnen, 
Stehst du oft von Traum umsponnen, 
Schaust den jungen Kriegern nach, 
Wie sie ziehn zum Erntetag . . . 
Reichst noch einen Blumenstrauß — 
Zimmerst dann ein Totenhaus. 
Wenn die Donner draußen dröhnen, 
Lauschst du deiner Kranken Stöhnen ... 
Hörst des Sieges Hurra nicht, 
Nur den Ruf der ernsten Pflicht: 
Stille Arbeit Hand in Hand, 
Ist dein Los, Etappenland. 
Horch, ist das ein Zimmern, Bauen, 
Wirst du deinen Augen trauen? 
Was des Krieges Sturm verweht, 
Aus den Trümmern aufersteht. 
Feindesland und Schlachtgefild 
Wandelt sich zum Friedensbild. 
Und dann wieder Stampfen, Schreiten, 
Ewiges Vorübergleiten, 
Menschen, Pferde, immerzu. 
Vaterland, wie groß bist du! 
Uno das Lied im Echowehn; 
„Heimat, gibt's kein Wiedersehn?" 
Draußen wild die Autos tuten, 
Auf zum Kämpfen, auf zum Bluten! 
Schallt's Etappe auf und ab, 
Ueber Leben hin und Grab, 
Jugendsroh und todesbleich 
Für den Kaiser, für das Reich! 
Friedrich Muckermann. 
Aus Der Landsturm, Feldnummer 4 vom 1. November 1914, in Vouziers erscheinend. 
(Vergleiche Seite 172.) 
Seim Kölner Landsturm. 
Anfang Oktober 1914. 
eamstagabend 7 Uhr; da meldet das Telephon: „Das Bataillon steht 
Sonntagmorgen 6 Uhr zum Verladen am Bahnhof." Das schlug wie 
eine Bombe ein. Am Morgen hatte ich mit meiner Landsturm-Kompagnie 
noch eine Felddienstübung abgehalten, alles im schönsten Frieden, und nun 
sollte das Bataillon ganz plötzlich in elf Stunden schon am Bahnhof sein, 
der zwei Marschstunden entfernt war. Unsere Kompagnie erhielt erst um 
2 30 Uhr den einzigen Dienstanzug, den wir mitnahmen, geliefert; noch nichts 
war angepaßt, und doch waren wir um 4 Uhr in der Nacht marschbereit. 
Wir hatten uns den Auszug aus unserer guten alten Vaterstadt so schön 
vorgestellt. Wir hatten Geld für vier Trommeln und vier Pfeifen gesammelt, 
und mit Sang und Klang wollten die alten Landstürmer — es sind alles „Jungens" 
von 39 bis 45 Jahren — nach Frankreich ziehen, und nun schlichen wir im 
Dunkel der Nacht über die Brücke; die Scheinwerfer arbeiteten fieberhaft und 
gespenstig am pechschwarzen Himmel; empfindlich kalt war es und die Stimmung 
entsprechend; aber dennoch: alle hatten Blumen und Fähnchen am Gewehr, 
und der Jubel war unbeschreiblich, als es sicher wurde, daß wir nach Frank- 
reich sollten. 
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