Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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strebungen überall gemessen wurden an den ewigen Gesetzen der christ- 
lichen Gerechtigkeit, an den Geboten der über uns waltenden göttlichen 
Vorsehung, welche nicht will, daß ihnen mit ungerechten Mitteln, mit brutaler 
Gewalttätigkeit, mit Verachtung des Rechtes der anderen und in rein materieller 
Gesinnung Geltung verschafft wird. 
Was waren nun die Gründe, welche diesen Weltbrand entzündet 
haben? — welche eine Lage schufen, daß der grauenvolle Doppelmord von 
Serajewo vom 28. Juni 1914, dem der österreichische Thronfolger Erzherzog 
Franz Ferdinand und seine Gemahlin zum Opfer fielen, und die infolgedessen an 
Serbien gerichtete österreichische Note vom 23. Juli gegen die großserbischen 
Umtriebe'genügten, um als Lunte zu wirken, welche an das europäische Pulver- 
faß gelegt wurde? 
Es ist gar keine Frage, daß die ursprünglichste und älteste Ursache der 
Revanchedurst der Franzosen war. Niemals, kein Jähr und keinen 
Tag hat seit länger als einem Menschenalter diese Ursache aufgehört zu wirken. 
Frankreich, welches Deutschland stets erbarmungslos zerfleischte, wenn es die 
Macht hatte, wollte nicht dulden, daß Deutschland die durch den Krieg von 
1870/71 zurückgewonnenen alten deutschen Reichslande Elsaß und Lothringen 
behielt, und daß das neue Reich Frankreich aus seiner angemaßten Stelle als 
maßgebende Schiedsrichter« der europäischen Staatenfamilie verdrängte. Beides 
schien der französischen Eitelkeit unerträglich. Daher das unausgesetzte Revanche- 
geschrei, welches gleich nach 1871 begann und für Deutschland eine nnans- 
gesetzte, stets wachsende Kriegsbedrohung bedeutete. Dem Revanchegeschrei der 
französischen Presse entsprach die offizielle Politik der Staatsmänner. Da 
Frankreich allein zu schwach war, um Deutschland niederzuwerfen, suchte es 
mit allen Mitteln Bundesgenossen zu werben. 
Endlich gelang es ihm, mit Rußland zu einem „Einverständnis", später 
zu einem festen Bündnis zu kommen, dessen Zweck die Vernichtung Deutsch- 
lauds war. Was hatte Rußland uns vorzuwerfen? Direkt gar nichts. Aber 
Deutschland war iu altem festem Bündnis mit Oesterreich-Ungarn, und 
dieses stand seit langem Rußland im Wege. Rußland, dessen Aus- 
dehnnngsbedürsnis unersättlich zu sein scheint, verficht seit Jahrhunderten den 
Zweck, Konstantinopel zu erobern, um es zur Kaiserstadt des Zaren zu machen 
und einen freien Zugang zum Mittelmeer zu gewinnen. Als die slawischen 
Balkanvölker sich selbständig entwickelten, und die Bulgaren Konstantinopel 
für sich selbst in Anspruch nahmen, schien Rußland um den Preis zahlreicher, 
langjähriger Anstrengungen geprellt zu werden. Um dem zu entgehen, stellte 
es das Ideal des „Panslawismns" auf, — der richtiger als Panrnfsizismus 
zu bezeichnen ist: Alle slawischen Völker sollten unter dem russischen Zepter 
vereinigt werden, um auf diesem Wege Konstantinopel und Bulgarien für 
Rußland zu retten. Die Handlanger dieser russischen Politik waren Montenegro 
und Serbien. Ihr mächtigster Gegner aber war Oesterreich-Ungarn, an das 
sich infolgedessen die Bulgaren anlehnten, die sich nicht unter dem Deckmantel
	        
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