Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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den Freunde haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Als der Verwundeten- 
transport dann endlich nach langer Fahrt in unserem geliebten Vaterlande 
einfuhr, verschlangen wir gierig die deutschen Zeitungen, welche uns Bericht 
gaben von der hartnäckigsten aller Schlachten. Inzwischen donnern die Kanonen 
und pfeifen die Kugeln weiter ihr Totenlied. Wir verfolgen die Schlachten 
im Geiste und beten zu dem Lenker aller Schlachten um einen baldigen Sieg. 
Zwei „/lnarchisten" im Mgonnenwalöe. 
Von einem Feldgeistlichen. 
^>•3 ist ein grauer Novembermorgen, der Nebel wallt schwer und muffig hin 
IT und her. Trübes Tageslicht vermischt sich allmählich mit den Nebel- 
Wolken. Ich besteige das Pferd, reite erst im Trab, dann, als der hol- 
perige Argonnenwald kommt, im Schritt. 
Es ist heute morgen ziemlich ruhig, ein Artillerieduell geht über meinen 
Kopf hinweg. Endlich bin ich beim Regimentsstande. Hier nimmt mich ein 
Soldat, von den braven Westfalen einer der bravsten, in Empfang, um mich 
in die Schützengräben seines Regiments zu geleiten. Einige Flintenkugeln 
klatschen in die benachbarten Bäume, zwei Granaten schlagen weit abwärts 
ein. Mein Begleiter schlägt nun einen kleinen Trab vor, und schon springt 
er in den Schützengraben hinein. Ich sause nach und krieche in die Erd- 
höhle eines Kompagnieführers hinein? wir bilden eine Abendgesellschaft zu 
fünf Mann. Die Gewehre sind ununterbrochen in Tätigkeit, Granaten heulen 
bisweilen, dazwischen knattert ein Maschinengewehr, eine Symphonie von eigen- 
artiger Schönheit. Plötzlich ein, zwei, drei unbekannte Aufschläge — ein 
wütendes französisches Gewehrknattern antwortet. „Aha," sagt man lachend, 
„unsere Bombenwerfer sind an der Arbeit." 
Und nun folgt die Erzählung von dem berühmtesten Bombenwerfer, 
der in acht Tagen wegen feiner'Erfolge vom Gefreiten zum Vizefeldwebel 
befördert und mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet wurde. Er ist Berg- 
mann im Kohlenrevier von Saarbrücken. Wenn es dunkel geworden ist, 
schwingt er sich kühn mit Handgranaten über die Böschung des Schützen- 
grabens. Das wagen selbst die Pioniere nicht, die sonst Tod und Teufel im 
Argonnenwalde nicht fürchten. Sie helfen dem Regiment Seitenstollen an 
den Feind herangraben; sie sind augenblicklich 25 Meter von dem französischen 
Schützengraben entfernt und werfen aus der Deckung die Handgranaten. Sie 
sind kühn, aber wie unser „Bombenwerfer" mit der Schleuder frech sich vor 
den Feind zu stellen, nein, das wagen sie nicht. Unser Mann tut's. Noch 
mehr. Erst nimmt er einige Steinchen und kleckert damit nach dem feind- 
lichen Graben. Er hat die Entfernung jetzt im Handgelenk. Rauchend ist 
er aus dem Graben gestiegen. Nun nimmt er die Handgranate, hält die 
Zündschnur an die brennende Zigarre, schleudert die Granate, und im nächsten 
Augenblick schlägt es dumpf auf im Schützengraben der Franzosen. Sein
	        
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