Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Die Feuertaufe öer Kriegsfreiwilligen. 
Bon Paul ftmmelounx. 
^Gls anfangs August d. I. unser Kaiser gezwungen wurde, das Schwert 
rl aus der Scheide zu ziehen, ging ein Sturm der Begeisterung durch die 
/ deutschen Lande. Viele, die nicht durch ein Militärverhältnis gezwungen 
waren, eilten freiwillig zu den Fahnen. Unendlich groß war der Andrang, 
unzählige mußten wieder zurückgewiesen werden. Von Regiment zu Regiment 
strömten die Scharen der zurückgewiesenen Kriegsfreiwilligen, bis einer oder 
der andere endlich eingestellt wurde. Mit stolzer Entschlossenheit tat jeder 
seine Pflicht während der kurzen Ausbildungszeit. Die Stunde zum Aus- 
rücken ins Feld wurde mit Sehnsucht erwartet . . . 
Endlich waren die Wochen der militärischen Ausbildung vorüber. Lange 
Züge fuhren über die belgischen Schienen den Schlachtfeldern zu. Vorbei 
ging unsere Fahrt an eroberten Festungen und Städten. Grüßend standen 
die bärtigen Männer des Landsturms an den Schienensträngen, wenn ein 
Truppentransport vorbeifuhr. 
So kamen wir nach dreitägiger Fahrt an der Endstation an. Vor 
zwei Tagen, so sagte man uns, waren die Engländer noch die Herren hier. 
Zersprengte Brücken und Wegesperrungen bestätigten die Wahrheit der Aus- 
sagen. In Zugkolonnen stellten wir uus auf. das Kommando Laden und 
Sichern ertönte, und dann ging der Marsch hinaus in die dunkele Nacht, 
ins Ungewisse. Mit Sang und Klang marschierten wir so noch drei Tage 
und Nächte durch belgische Städte und Dörfer, vorbei an herrlichen frncht- 
baren Landschaften. Hier und da begegneten uns Scharen von Flüchtlingen, 
Männer, Frauen und Kinder mit Sack und Pack. Dann ging auch wohl 
ein mitleidiges Raunen durch die langen Züge der Soldaten, denn wenn wir 
auch Krieger sind, so haben wir doch ein Herz im Leibe . . . 
Ein wunderbarer Herbstmorgen war's, als wir uns am 18. Oktober auf 
der Landstraße nach R. in Divisionen sammelten. Unser Divisionskomman- 
denr begrüßte uns mit den Worten: „Kinder, heute geht's heran an die 
Engländer!" Ein brausendes Hurra ging durch die lange Kette der Frei- 
willigen. Wir reichten uns begeistert die Hände, trafen gegenseitige Abma- 
chungen für alle Fälle, kurz, wir machten unsere Testamente. Da rollte aus 
der Ferne der Donner der Kanonen. Ausgeschwärmt in Schützenlinien zogen 
wir dahin über Wiesen, Sümpfe und Felder. Die Granaten unserer Artillerie 
sausten surrend über unsere Köpfe weg. aus dem nahen Walde hörte man 
das Knattern des feindlichen Gewehrfeuers. Aus Hütten und Ställen kamen 
die feindlichen Kugeln herangepfiffen, aus Bäumen und Sträuchern, von links 
und rechts. Aber unaufhaltsam gingen wir vorwärts, und als die Sonne 
am Abend ihre letzten Strahlen einzog, hatten wir 130 Franzosen gefangen 
genommen, darunter 3 Offiziere und einen Kapitän. Bei dem flackernden 
Licht der Häuser und Scheunen begruben wir unsere toten Kameraden, sandten
	        
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