Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Ich eile, meinen Gefährten zn wecken. In wenigen Augenblicken sind 
die Pferde gesattelt und vorwärts geht's dem nächtlichen Walde zu. „Tod 
oder Sieg" war unsere Parole, darum mutig voran! Bald ist der Wald 
erreicht. Die Pferde wurden angebunden. Vorsichtig pirschen wir uns voran. 
Wir müssen bald in nächster Nähe der ersten Postenkette der Rothosen sein. 
Kaum hatten wir diesen Gedanken ausgesprochen, da klingt's an unser Ohr: 
„Halte lä! Qui vive?" Wir sind am ersten französischen Doppelposten an- 
gelangt. Wir drauf los. Zwei dumpfe Schläge mit dem Karabiner und der 
Doppelposten wird unsern Besuch nicht melden. Es mußte so sein, wollte» 
wir unser eigenes Leben retten. Näher geht's dem Ziele. Nicht ohne große 
Mühe umgehen wir die feindliche Feldwache und nun befinden wir uns 
mitten in der feindlichen Stellung. Wie klopft unser Herz! Welchen Dienst 
können wir dem Vaterlande erweisen, wenn wir zurückkehren! Auf Händen 
und Füßen kriechen wir weiter, und nach Ueberwindnng zahlreicher Hindernisse 
erreichen wir die am Kamm des Berges tief eingegrabene Batterie. Wir 
merken nns genau Stärke und Stellung der Geschütze und treten alsdann den 
Rückweg an. Er sollte meinem Freunde verhängnisvoll werden. Er wagte 
sich zu nahe an eine feindliche Beobachtungsstation. Eine Kugel machte seinem 
jungen Leben ein Ende. Nun mußte auch ich Fersengeld geben. Eine Dra- 
gonerpatronille wurde mir nachgesandt. Die Kugeln pfiffen und es ist ein 
Wunder, daß ich, wenn auch nur mit äußerster Mühe, unsere Schützenlinie 
erreichte. Das Wagestück war gelungen! Ich teilte meine Beobachtungen mit. 
wurde gelobt und für das Eiserne Kreuz in Aussicht genommen. Schon bald 
konnte ich die Frucht meiner Erkundigung genießen. Unsere Artillerie beschoß 
mit bestem Erfolg die feindlichen Stellungen und nach sechsstündigem Artille- 
riednell kam für uns das Zeichen zum „Sturm"! Der helle Stahl blitzte in 
der Mittagssonne und mit kräftigem „Hurra" ging's ran an den Feind. 
Links und rechts fielen die Kameraden, denn die Franzosen wehrten sich 
tapfer. Jeder Schritt mußte teuer erkauft werden. Doch uns beseelte nur ein 
Gedanke: „Der Berg muß unser werden!" Wir gerieten in Maschinengewehr- 
fener. Die Opfer fielen zahlreicher, doch nichts vermochte den Lauf unserer 
Tapferen zu hindern. Nach vierzehnstündigem blutigen Ringen war der 
Donon erkämpft. Bei dem Vordringen war ich Gefechtsordonnanz 
und wurde beim Hin- und Hersprengen von einer Granate getroffen. Schwer 
verwundet wurde ich später zur Verbandstelle gebracht. 
Nach meiner Genesung durfte ich wieder ins Feld und wurde dem Ar- 
meestab der ** Armee als Depeschenreiter zugeteilt. Infolge des aufgetretenen 
Nervenleidens konnte ich diesen Dienst nicht lange versehen und wurde nach 
hier beordert, wo ich mit der Ausbildung von Rekruten beschäftigt bin. 
C. G.
	        
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