Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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läßt, er sehe sich einer großen Uebermacht gegenüber und bitte dringend um 
Unterstützung. Ich frage an beim Adjutanten, ob ich liegen bleiben muß. 
„Ja, vorläufig!" Er erhebt sich und geht ins Dorf zurück. Kaum ist er 
meinen Blicken entschwunden, da war ich mir schlüssig, daß ich handeln müsse. 
Zwei Mann vom rechten Flügel zum Herrn Hauptmann, ob ich ihn unter- 
stützen solle. Bange Minuten vergeblichen Wartens! Die Patrouille kommt 
nicht mehr zurück. „Liegen bleiben!" Nun sause ich selber los zu meinem 
Chef. Unterwegs erhalte ich Befehl: „Dritter Zug soll links verlängern und 
Feind abhalten!" Nie bin ich so schnell über die Stoppeln gesaust. ..Zug 
ans! Rechts um, marsch, marsch! Folgen!" Heraus fährt der blanke Stahl 
aus der Scheide. Ich sehe eine Lücke in der Gartenmauer: „Hier herein! 
Die Hecke besetzen! Löcher schlagen! . . . Herr Hauptmann, welches Visier?" 
— „Visier 700!" — „Halblinks vor uns in der Pappelreihe Schützen! Visier 
700! Schützenfeuer!" 
Gerade macht der Gegner einen Sprung. Aber nur einige Schritte, und 
wie vom Donner betäubt schlägt die vorspringende Linie zu Boden. Unsere 
Leute haben gut gezielt. Wie erstarrt liegt die Linie am Boden. Allmählich beginnt 
es erst drüben: Täck, täck! Zischend und surrend umsauseu uns die Geschosse. 
„Herr Zugführer, von links feindliche Schützen!" (Die Gefechtspatrouille 
bringt die Meldung.) Donnerwetter, links in der Flanke! Der Zugführer 
springt hoch, mit ihm sein Schätzer und noch fünf bis sechs Mann. Mühsam 
zwängen die Leute ihre Gewehrläufe durch die meterdicke Hecke. Sie rufen: 
„Wir sehen nichts!" — „Gewehr her!" Dem nächststehenden Manne das 
Gewehr entreißend, kniet der Zugführer am Boden. Die Mündung fest gegen 
den armdicken Heckenstamm gedrückt, kracht die Waffe wie berstend auf. Die 
Schulter schmerzt ob der Wucht des Gegenstoßes. Aber wie vom Blitze ge- 
schmettert hängt der Stumpf in der Lohe. Exempla trahunt — im Nu haben 
die Leute die Situation erfaßt. In weniger als fünf Minuten sind auf die 
gleiche Art zwei mächtige Oeffnuugen eingesprengt. 
„Achtung! Zweiter Halbzug zur Besetzung des Ackerterrains links um, 
marsch, marsch! Hier durch diese Löcher — links herausschwärmen!" Die 
Wackersten eilen voraus. Fünf bis sechs Säumige holt der Führer, sie etwas 
unsanft anfahrend, persönlich herüber. Die grüne Hecke im Rücken, vor uns 
eine Talsenke, überragt von der Pappelreihe — ein Schußfeld von 1800 und 
mehr! Ein wütendes Gewehrfeuer zeigte uns, daß der Gegner unsere Be- 
wegnng erkannt hatte. Aber bald war er merkwürdig still geworden. So 
wie wir lagen und unsere Geschosse ihm um die Ohren pfiffen, verstummte 
sein Feuer fast ganz. Im trockenen Ackerboden war die Lage unserer Geschoß - 
garbe tadellos zu beobachten. Sie saß! 
Da, was ist das?! Inmitten der feindlichen Schützenlinie steigt eine 
gewaltige schwarze Ranchsäule auf. Wir sahen, wie die Franzosen meterhoch 
geschnellt wurden. Ein furchtbarer Schlag traf unser Ohr. „Hurra, unsere 
Artillerie!" Und nun Hub ein Schauspiel an, das zu schildern mir in Anbe- 
tracht mancher Leser unmöglich ist. Granate auf Granate grub sich ein, manche 
Thissen, Mit Herz und Hand fürs Vaterland. 9
	        
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