Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

. 4 V 
■ , 
I :j y 
121. 
gelang es uns mit vereinten Kräften, den Feind zu 8»xtfen, der,..ylles Hinte): 
sich lassend, die Flucht ergriff. .. " 
Mittlerweile senkte sich die Nacht hernieder, jeder von dachte an die 
wohlverdiente Ruhe. Aber es sollte anders kommen. Hatten 
der letzten vier Nächte schon keine Scheune oder sonst ein schützendes Dach — 
an ein Bett gar nicht zu denken — als Nachtquartier gehabt, so sollte uns 
in dieser Nacht noch ganz anderes beschieden sein. Plötzlich ertönte das Kom- 
mando: „Mäntel anziehen! Seitengewehr aufpflanzen! — Auf Vorposten 
ziehen!" Vorposten beziehen auf freiem Feld, unter freiem Himmel, auf dem- 
selben Platz, wo eine Stunde vorher noch ein heißes Ringen stattgefunden 
hatte! An Schlaf war nicht im geringsten zu denken, denn jeder stand noch 
unter dem Eindruck des voraufgegangenen Kampfes, der auf unseren seelischen 
Zustand nicht ohne Einwirkung geblieben war. Gott sei Dank war unser 
Bataillon mit wenigen Verlusten davongekommen. Die beiden anderen Bataillone 
unseres Regimentes hatten mehr gelitten. Aber alles ward vergessen, denn 
der Sieg war unser. „Immer feste druff", war unsere Parole, und daß wir 
sie wahr gemacht haben, können am besten die Franzosen erzählen. 
Die Nacht war furchtbar für uns. Weit und breit hörte man nur das 
Stöhnen der verwundeten Franzosen, die aus Mangel an Zeit und der Nacht 
wegen nicht alle sogleich in Pflege genommen werden konnten. Unsere Ver- 
mündeten waren inzwischen alle aufgesucht worden und befanden sich schon in 
bester Pflege. Das Stöhnen und Klagen der verwundeten Franzosen drang 
uns so zu Herzen, daß ich und mehrere Kameraden uns freiwillig auf die 
Suche nach diesen Verwundeten begaben. 
Ein Erlebnis aus dieser Nacht möchte ich erzählen. Vom Posten zurück- 
gekehrt, hörte ich in einem Gebüsch etwas rascheln. Entschlossen sprang ich 
hinzu, und mein Erstaunen war groß, als ich zwei unverwundete Franzosen 
auf mich zukommen sah. Schnell brachte ich mein Gewehr in Anschlag und 
rief ihnen zu: „Deposez les armes!" (Die Waffen nieder!) Aber die beiden 
hatten schon keine Waffen mehr. Sofort hielten sie beide Arme in die Höhe 
als Zeichen, daß sie gefangen sein wollten. Ich natürlich packte die beiden 
Rothosen beim Kragen und brachte sie zu unserm Hauptmann, der mir befahl, 
sie weiter zur nächsten Wache zu führen. Unterwegs nun war ich, da ich 
geläufig französisch spreche, mit den beiden eifrig ins Gespräch geraten. Sie 
bestürmten mich weinend mit Fragen und glaubten, es koste ihnen nun ihr 
Leben. Beide waren überglücklich, daß sie jemand gefunden hatten, der sie 
verstand. Ich vernahm, daß sie von Toulouse, also aus Südfrankreich, kamen. 
Wir waren noch keine hundert Schritte weiter marschiert, da ließ mir der eine 
von den beiden keine Ruhe und rief andauernd: „Nor, frere!" Jetzt erst erfuhr 
ich, daß sein Bruder heute zugleich mit ihm gekämpft hatte und verwundet 
worden sei. Er aber war mit einem anderen Kameraden, der jetzt sein Mit- 
gefangener war, nach ihm auf der Suche gewesen. Ich tröstete ihn, so gut 
es ging, und sagte ihm, sein Bruder sei wohl aufgehoben. Er beruhigte sich 
denn auch schließlich. Eine halbe Stunde waren wir über das weite Feld
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.