Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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geschmückten Halle waren die Gabentische für etwa 960 Personen aufgestellt. 
Jedermann, vom Kaiser bis zum letzten Landwehrmann, fand seinen Platz 
an den in der Längsrichtung aufgestellten Tischen, die in gleichen Abständen 
mit Lichtern geschmückte Bäume trugen. Jeder Offizier, jeder Mann erhielt 
die gleichen Pfefferkuchen, Aepfel, Nüsse sowie ein Bild des Kaisers; die 
Mannschaften erhielten außerdem Tabakbeutel und Zigarren. An der Stirn- 
seite des Raumes war der Altar errichtet, davor eine große Krippe, an den 
Seiten hohe Christtannen. Der alte Weihnachtsgesang „O du selige" leitete 
die Feier ein, sobald der Kaiser die Anwesenden mit dem Gruße Guten 
Abend, Kameraden! begrüßt hatte. Eine kurze Ansprache des Pfarrers, dann 
„Stille Nacht, heilige Nacht". Nachdem Generaloberst von Plessen dem Kaiser 
für die Bereitung des schönen Festes gedankt hatte, hielt der Kaiser folgende 
Ansprache: 
Kameraden! In Wehr und Waffen stehen wir hier versammelt, dieses heilige Fest zu 
feiern, das wir sonst im Frieden zu Hause feiern. Unsere Gedanken schweifen zurück zu den 
Unserigen daheim, denen wir die Gaben danken, die wir heute so reichlich auf unseren 
Tischen sehen. Gott hat es zugelassen, daß der Feind uns zwang, dieses Fest hier zu feiern; 
wir sind überfallen worden, und wir wehren uns. Und das gebe Gott, daß aus diesem 
Friedensfeste Friedemit unserem Gott für uns, und für unser Land 
aus dem schweren Kampfe reicher Sieg erstehe. Wir stehen auf feindlichem 
Boden, dem Feinde die Spitze des Schwertes, das Herz unserem Gott zugewandt, und wir 
sprechen aus, wie es einst der Große Kurfürst getan hat: In den Staub mit allen 
Feinden Deutschlands. Amen. 
Am Sylvestertage 1914 richtete Kaiser Wilhelm aus dem Großen Haupt- 
quartier folgenden Neujahrsgruß an Heer und Marine: 
Nach fünf Monate langem, schwerem und heißem Ringen treten wir ins neue Jahr; 
glänzende Siege sind erfochten, große Erfolge errungen. Die deutschen Armeen stehen fast 
überall in Feindesland. Wiederholte Versuche der Gegner, mit ihren Heeresmassen deutschen 
Boden zu überschwemmen, sind gescheitert. In allen Meeren haben sich meine Schiffe mit 
Ruhm bedeckt; ihre Besatzungen haben bewiesen, daß sie nicht nur siegreich zu fechten, son- 
dern, von Uebermacht erdrückt, auch heldenhaft zu sterben vermögen. Hinter dem Heer und 
der Flotte steht das deutsche Volk in beispielloser Eintracht, bereit, sein Bestes herzugeben 
für den heimischen Herd, den wir gegen frevelhafte Ueberfälle verteidigen. Viel ist im alten 
Jahre geschehen. Noch aber sind die Feinde nicht niedergerungen. Immer neue Scharen 
wälzen sie gegen unsere und unserer treuen Verbündeten Heere heran. Doch ihre Zahlen 
schrecken uns nicht. Ob auch die Zeit ernst, die vor uns liegende Aufgabe schwer ist, voll 
fester Zuversicht dürfen wir in die Zukunft blicken Nächst Gottes weiser Führung vertraue 
ich auf die unvergleichliche Tapferkeit der Armee und Marine und weiß mich eins mit dem 
ganzen deutschen Volke. Darum unverzagt dem neuen Jahre entgegen zu neuen Taten, zu 
neuen Siegen für das geliebte Vaterland. 
Kaiser unö Klerus. 
^?us einer Wendung des Kaifer-Telegramms an den Präsidenten der Ver- 
/ * einigten Staaten, das gegen die Verwendung von Dumdum-Geschossen 
und die Teilnahme der belgischen Zivilbevölkerung an dem Kampfe Protest 
erhob, wurden hier und da verallgemeinernde Folgerungen hinsichtlich des
	        
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