Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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tigte. Der Kaiser gab jedem Soldaten die Hand, auch dem Fähnrich und 
sagte: „Ihr braven Bayern!" Einen Verwundeten setzte er selbst rechts 
von sich in den Kraftwagen und brachte ihn ins Lazarett. 
»SK 
Am 10. Oktober besuchte der Kaiser in Donchery bei Sedan das Haus, 
wo am Morgen des 2.September 1870 Bismarck mit Napoleon III. zusammen- 
kam. Die Besitzerin des Hauses war damals 27Jahre alt, jetzt ist sie 71. 
Sie erzählte einem Journalisten: „Damals wußteich, wer die beiden Besucher 
waren, diesmal, da Kaiser Wilhelm kam, merkte ich erst nach einer Viertelstunde, 
wer mit so großer Liebenswürdigkeit sich mit mir unterhielt. Ich sprach 
harmlos, wie ich es mit jedermann tue, und er erzählte mir, daß die Franzosen 
Marokkaner, Senegalesen und andere Wilde gegen die Deutschen schickten. 
Dabei erkannte ich an einem Wort eines Offiziers, wer mir gegenüberstand". 
Der Kaiser hinterließ der Frau vier Goldstücke und sein Bildnis. Auf die 
Rückseite einer Visitenkarte, die im Zimmer lag, schrieb er: „Wilhelm I. Ii." 
Auch der Kanzler hinterließ ein Goldstück. „Er ist sehr groß," berichtete die 
Frau, „und er hat nicht so böse Augen, wie Bismarck." 
Von diesem Besuch wird in einem Feldpostbriefe noch folgendes erzählt: 
„Ich war auch in dem Weberhause am Eingange in die Stadt, wo Bismarck 
mit Napoleon III. zusammen wegen der Uebergabe von Sedan verhandelte. 
Ich habe dort bei der Besitzerin vier 20-Frankenstücke gesehen, die Napoleon 
ihr damals verehrt hat. In ein Rähmchen waren sie gefaßt und mit einer 
Widmung darunter versehen. Auf den Stühlen, auf denen die beiden Genann- 
ten gesessen, habe ich mir auch das Vergnügen gemacht, zu sitzen. Im Oktober 
dieses Jahres war unser Kaiser mit Kanzler und Gefolge an derselben Stelle. 
Er unterhielt sich in liebenswürdiger Weise mit der alten Dame des Hauses, 
die ihn anfangs nicht kannte. Vor seinem Weggange schenkte er ihr auch 
vier Goldstücke, aber 20-Markstücke, und seine Karte mit der eigenhändigen 
Unterschrift: Guilleaume I. R. Der Reichskanzler stellte sich als solcher selbst 
der Besitzerin vor und schenkte ihr ebenfalls ein 20-Mark-Stück. Prinz Wal- 
demar, Sohn des Prinzen Heinrich, besuchte auch das Haus und unter- 
hielt sich in leutseliger Weise. Beim Abschied schenkte er der Besitzerin auch 
ein 20-Mark-Stück mit dem Bilde seines Großvaters Wilhelm I. Sämtliche 
sechs Stücke will die alte Frau sich nach dem Kriege einrahmen lassen." 
Am 26. Oktober fand in einer Ortschaft unmittelbar hinter der Kampf- 
front unseres Heeres in Frankreich eine Parade vor dem Kaiser statt. Hierbei 
sagte der Kaiser etwa folgendes: 
Ich freue mich, in Feindesland hinter der kämpfenden Schlachtlinie eins der besten 
meiner märkischen Regimenter begrüßen zu können. Friedrich der Große setzte in zahlreichen 
Kämpfen an entscheidenden Punkten immer Märker ein. Auch ihr habt hier um eure 
Fahnen in diesem Feldzuge neuen Lorbeer gewunden. Als König von Preußen und Mark- 
graf von Brandenburg spreche ich dem Grenadierregiment Prinz Karl von Preußen Nr. 12 
als dem Vertreter des dritten Armeekorps meine vollste Anerkennung und Zufriedenheit aus.
	        
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