Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Ein paar Minuten noch, und die Kaiser- und Kaiserinstandarten wehen auf 
dem Königsschlosse. Alles strömt dem Schloß zu und harrt des Augenblicks, 
da der Kaiser sich am Fenster oder auf dem Balkon zeigt. Bald darauf 
erscheinen denn auch, stürmisch begrüßt, der Kaiser und die Kaiserin mit dem 
Prinzen Adalbert an einem Fenster des Rittersaales, und der Kaiser richtet 
folgende Ansprache an die Menge: 
Eine schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen 
uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, daß, 
wenn es nicht in letzter Stunde meinen Bemühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu 
bringen und den Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, 
daß wir es mit Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und 
Blut würde ein Krieg vom deutschen Volke erfordern, den Gegnern aber würden wir zeigen, 
was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich euch Gott. Jetzt geht in 
die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer. 
Hoch- und Hurrarufe und patriotische Lieder antworteten dem Kaiser. 
Abends gegen 8 Uhr war der Lustgarten abermals mit Tausenden von 
Menschen angefüllt, die bis dicht an das Schloß herankamen. Die Menge 
sang patriotische Lieder und verlangte immer wieder den Kaiser zu sehen, der 
schließlich an dem großen Fenster des ersten Stockes über dem Portal in der 
Uniform der Königsjäger zu Pferde erschien, mit ihm die Kaiserin und die 
Herren und Damen des Gefolges. Der Kaiser hielt dann folgende Ansprache: 
Ich danke für die Liebe und Treue, die Mir erwiesen werden. Wenn es zum Kampfe 
kommt, hört jede Partei auf. Wir sind nur noch deutsche Brüder. In 
Friedenszeiten hat Mich ja wohl die eine oder die andere Partei angegriffen, das verzeihe 
Ich von ganzem Herzen. Wenn unser Nachbar uns den Frieden nicht gönnt, dann hoffe und 
wünsche Ich, daß unser gutes deutsches Schwert siegreich aus dem Kampfe hervorgeht. 
Unbeschreiblicher Jubel brach los. Immer und immer wieder ertönten 
die Hurra-Rufe, und nur langsam zerstreute sich die Menge unter dem Ge- 
sänge der Wacht am Rhein. 
Nachdem die Entscheidung gefallen war, gab der Kaiser einen neuen 
Beweis seiner tiefreligiösen Gesinnung, denn sein erster Erlaß — vom 2. August 
— galt der Anordnung eines allgemeinen Bettages: 
?Jch bin gezwungen, zur Abwehr eines durch nichts gerechtfertigten Angriffs das Schwert 
zu ziehen und mit aller Deutschland zu Gebote stehenden Macht den Kampf um den Bestand 
des Reiches und unsere nationale Ehre zu führen. Ich habe Mich während Meiner Regierung 
ernstlich bemüht, das deutsche Volk vor Krieg zu bewahren und ihm den Frieden zu erhalten. 
Auch jetzt ist es Mir Gewissenssache gewesen, wenn möglich den Ausbruch des Krieges 
zu verhüten; aber Meine Bemühungen sind vergeblich gewesen. Reinen Gewissens über den Ur¬ 
sprung des Krieges, bin ich der Gerechtigkeit unserer Sache vor Gott gewiß. Schwere Opfer 
an Gut und Blut wird die dem deutschen Volke durch feindliche Herausforderung aufgedrungene 
Verteidigung des Vaterlandes fordern. Aber Ich weiß, daß Mein Volk auch in diesem Kampfe 
mit der gleichen Treue, Einmütigkeit, Opferwilligkeit und Entschlossenheit zu Mir steht, wie 
es in früheren schweren Tagen zu Meinem in Gott ruhenden Großvater gestanden hat. Wie 
Ich von Jugend auf gelernt habe, auf Gott den Herrn Meine Zuversicht zu setzen, so empfinde 
Ich in diesen ernsten Tagen das Bedürfnis, vor Ihm Mich zu beugen und Seine Barm- 
Herzigkeit anzurufen. Ich fordere Mein Volk auf, mit Mir in gemeinsamer Andacht sich zu
	        
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