Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Kaiser und Kanzler. 
6. August 1914. 
|«Il3 Kaiser Wilhelm II. in jungen Jahren an die Regierung gelangte, 
/ * ging ihm der Ruf voraus, daß er sehr unternehmungslustig nach der 
militärischen Seite sei. Schon aus seiner Kronprinzenzeit wollte man Anhalts- 
punkte dafür haben, wie das bei Kronprinzen leicht der Fall zu sein pflegte 
Als dann in den ersten Jahren seiner Regierung wiederholt temperamentvolle 
Aenßeruugen des Kaisers bekannt wurden, befestigte sich die Auffassung, daß 
ein Wechsel in der internationalen Politik Deutschlands, 
welche seit dem deutsch-französischen Kriege eine eminent friedliche gewesen 
war, bald eintreten werde. 
Psychologisch ließ diese Auffassung sich leicht begründen. Durch den so 
rasch nach dem Regierungsantritt erfolgten Tod Kaiser Friedrichs III. war 
in der Hand des Kaisers eine Machtfülle vereinigt, welche zur Betätigung 
geradezu reizen mochte. Besonders aus dieser naheliegenden Erwägung heraus 
bildete sich auch in manchen deutschen Kreisen die Legende vom kriegslustigen 
Kaiser Wilhelm II. 
Weit bestimmter noch machte sich begreiflicherweise die gleiche Auffassung 
im Ausland geltend. Da stand es bald fest, daß der europäische Friede nicht 
mehr von langer Daner sein werde. Und zwar gilt dies gerade von den 
Staaten, welche jetzt in frivoler Weise den Frieden gebrochen haben: von 
Frankreich, Rußland und England. Am meisten von dem revanchelustigen 
Frankreich, wo die fortgesetzten militärischen Rüstungen hauptsächlich mit dem 
Hinweis begründet wurden, daß man eines Einfalles der Deutschen stets 
gewärtig sein müsse. 
Wie ganz anders haben sich aber die Dinge in Wahrheit entwickelt! 
Kaiser Wilhelm hat sich Jahrzehnte lang als der festeste Hort des 
europäischen Friedens erwiesen. Die vielen Herausforderungen, deren 
sich namentlich eine gewissenlose Presse im Auslande schuldig gemacht hat, 
haben ihn in seiner für die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens 
entscheidenden ruhigen und besonnenen Haltung nicht beirrt. Und so unbeirrt 
hat Wilhelm II. seine Friedenspolitik verfolgt, daß schließlich ein Umschwung 
in der Beurteilung des Kaisers im Jnlande und im Auslande eintrat, der 
aber wieder dem Kaiser in keiner Weise gerecht wurde. 
Nun hieß es und hieß es auch in weiten Kreisen Deutschlands, der 
Kaiser sei friedliebend um jeden Preis. Er lasse Gelegenheiten vorübergehen, 
in welchen Deutschland es seiner Würde und seinem Interesse schuldig ge- 
weseu wäre, einzugreifen. Und ein nicht kleiner Teil der ausländischen Presse, 
besonders der französischen, ließ sich jetzt sogar zu frechen Beschimpfungen 
des Kaisers hinreißen gerade wegen seiner Friedensliebe, die doch an erster 
Stelle dem unruhigen, von einem beständigen Wechsel der Regierungen hin 
und hergerissenen Frankreich zugute kam.
	        
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