Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

I der oberste Kriegsherr 
f\u hast dich treu bemüht seit langen Jahren, 
" Der Welt das Glück des Friedens zu be- 
wahren. 
Für dieses Gut hast du gelebt, gestritten, 
Und selbst des Unrechts bitt'res Leid erlitten. 
Um welchen Lohn? 
Die Nachbarstaaten, denen deine Hand 
So lang des Friedens Rosenkränze wand, 
Die haben dir zum Danke über Nacht 
Des Krieges Feuer tückisch angefacht. 
So war umsonst dein unermüdet Ringen, 
Da sie dich nun zum blut'gen Kriege zwingen? 
O nein. Was in dem Frieden nie geschehen, 
Das hat die ernste Zeit der Not gesehen: 
Ein einig Volk! 
Unserm Kaiser. 
Ob groß, ob klein, ob vornehm, ob gering, 
Sobald dein Ruf durch Deutschlands Aue ging, 
Da eilt' dein ganzes Volk zu dir heran — 
Dein ganzes Volk bis auf den letzten Mann. 
O, laß die Heuchler in den fremden Landen, 
Die nie verdient, daß je ein Band bestanden, 
Das sie in Freundschaft einst mit dir verbunden. 
Du hast den größten, besten Schatz gefunden: 
Dein Volk ist dein! 
Dein Volk, das ganz und freudig dir vertraut, 
Das fest auf deine Heldenstärke baut: 
So führ' es durch den aufgezwungen Krieg 
Zu einem echten, deutschen Heldensieg. 
Chr. Straßner. 
Kaiser Wilhelm II. 
II. August 1914. 
Yyor kurzem hat ein hochgebildeter Amerikaner, der längere Zeit in Deutsch- 
^ land gelebt und alle deutschen Gaue bereist hat, der aber auch vom 
Ausland aus sein Auge auf deutsche Verfassung und Verwaltung, deutsches 
Recht und deutsche Geisteskultur gerichtet hat, das Urteil gefällt: „Wie man 
auch über Kaiser Wilhelm II. denken mag, jedenfalls ist er gegenwärtig die 
hervorragendste Gestalt in Europa, wenn nicht gar in der Welt." Auf diese 
Herrschergestalt sind in diesen Tagen, seit über der Menschheit höchste Güter 
gestritten und gerungen wird, die Blicke aller Völker gerichtet. Er gilt als 
die sichtbare Verkörperung des deutschen Namens, des deutschen Volkes und 
all des Großen, Starken, Heldenhaften, was diese Begriffe umschließen. 
Man mag die rechte Wurzel zur Erklärung dieser Tatsache in mancherlei 
Einzelzügen des Wesens unseres Kaisers suchen, die allein wahre Deutung 
liegt doch in seiner Persönlichkeit.