Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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der Krieg in den Kolonien. 
Notschrei der katholischen Mis¬ 
sionen an Sie christlichen Möchte. 
UPöllig unerwartet hat ein gewaltiger Kriegsbrand das ganze alte Europa 
^ mit Blut und Schrecken erfüllt. Unser deutsches Vaterland kämpft in 
Wahrheit den Kampf um seine Existenz. Bisher hat dieser Kampf uns den 
Sieg gebracht, dank der Gnade des allmächtigen Gottes, welcher Deutschlands 
gerechte Sache so offensichtlich unterstützt. Die internationale Politik gehört 
nicht in den Kreis unserer Aufgabe als Missionare, und wir wollen uns 
gewiß nicht in sie einmischen. Unsere Aufgabe ist lediglich, im Auftrage des 
höchsten Herrn den afrikanischen Völkern das Evangelium und seinen Frieden 
zu bringen und im Namen des Christentums der Heidenwelt die christliche 
Gesittung zu übermitteln. Aber als Deutsche dürfen wir doch sagen, daß wir 
uns über den Sieg der deutschen Waffen freuen und dem Herrn der Heer- 
scharen für ihn danken. 
Mitten hinein in die Wirren dieses europäischen Krieges kommt die 
Kunde, daß England den Krieg auch in unsere afrikanischen 
Kolonien hineingetragen hat. Ein wahres Entsetzen muß alle 
Freunde des christlichen Missionswerkes und jeglicher zivilisatorischen Kolonial- 
arbeit bei dieser Nachricht ergreifen. Bisher haben in Afrika alle weißen 
Völker solidarisch den Eingeborenen gegenübergestanden. Nur so glaubten sie 
ihre Autorität aufrechterhalten zu können. 
Das Missionswerk ist durch internationale Abmachungen als ein gemein- 
schaftliches Werk aller christlichen Nationen anerkannt und unter internationalen 
Schutz gestellt. In der Kongoakte (Art. 11) ist ausdrücklich vereinbart, daß 
kriegerische Verwickelungen unter europäischen Mächten nicht auf afrikanisches 
Gebiet übertragen werden dürfen, vielmehr die Signatarmächte solidarisch für 
Aufrechterhaltung der Ruhe zu sorgen haben. Alle Teilhaber dieser interna- 
tionalen Vereinbarungen haben sich verpflichtet, im allgemeinen Interesse das 
Missionswerk zu unterstützen. Wieviel mehr müssen sie alles vermeiden, was 
dieses große Werk stört und in Gefahr bringt! Und nun zerreißt 
England diese Solidarität, erschüttert in der Wurzel die Autorität 
der weißen Rasse und trägt den Krieg in eine Bevölkerung hinein, welche 
ihm nur völlig verständnislos gegenüberstehen kann! 
Gern erkennen wir an, daß England lange Jahre hindurch in vielen 
Teilen der Welt ein Bahnbrecher europäischer Kultur gewesen ist. Wir er- 
kennen die großen Verdienste an, welche England sich erworben hat durch 
die Unterstützung der Anti-Sklavereibewegung, der Anti-Alkoholbewegnng und 
vieler anderer humanitärer und zivilisatorischer Maßnahmen, welche den asri- 
kanischen Völkern Freiheit und Gesittung bringen wollten und gebracht haben. 
Soll darin der jetzige Krieg eine völlige Umwandlung bringen? Nicht nur 
der christlichen Missionstätigkeit, sondern ebenso jeglicher kolonialer Arbeit
	        
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