Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Truppen in Europa vernichtet seien, daß die ganze deutsche Flotte, nach der 
Vernichtung der englischen, sich im Indischen Ozean befinde; denn den Indern 
wollte die Schachmattlegung des indischen Handels durch einen einzigen dent- 
schen Kreuzer nicht einleuchten. Und doch war dem so. Nach ganz zuverlässigen 
Zeitungsberichten hatte die Emden bis zum 28. Oktober 19 englische Handels- 
schiffe gekapert oder versenkt, die zusammen einen Tonnengehalt von 75166 
Tonnen hatten. Den Verlust dieser Schiffe schätzt die Times of Jndia auf 
40 Millionen Mark. Darin ist der Schaden nicht einbegriffen, der durch die 
Beschießung von Madras und die Versenkung anderer kleinerer Schiffe an- 
gerichtet wurde. 
Aus dem Gesagten erklärt sich die Bestürzung der indischen Kaufleute 
und der Ingrimm der Engländer gegen die „deutsche Wespe". Täglich wurde 
die Regierung aufgefordert, sie einzufangen und zu zerquetschen. Solche aber, 
die nicht direkt durch den Seekrieg geschädigt waren, legten unverhohlen ihre 
Bewunderung an den Tag für den Schneid und die Ritterlichkeit des kühnen 
Kommandanten der Emden. Als diese 25Meilen vor der Hngglimündung lag, 
soll sie hinauf nach Kalkutta gemeldet haben, sofort Kohlen für einen englischen 
Kreuzer herunter nach Diamond Harbour zu senden. Selbstverständlich war 
da kein englisches Kriegsschiff, und man fand dann heraus, daß der Kommau- 
dant der Emden durch diese Bestellung der englischen Marine einen recht bos- 
haften Schabernack gespielt hatte. Als dies bekannt wurde, hörte man in 
Kalkutta einen Engländer ausrufen: „Ein schneidiger Kamerad, dieser Komman- 
dant! Wenn er einmal gefangen ist, werde ich ihn zu einem Festessen einladen." 
Zwei und einen halben Monat lang hatte die Emden ihr kühnes Kriegs- 
spiel getrieben. Um diese „kleine Wespe" zu vernichten, hatten während dieser 
ganzen Zeit die weit mächtigeren Kreuzer der englischen, französischen, russischen, 
japanischen und australischen Flotten in den asiatischen Meeren Jagd auf sie 
gemacht. Lange umsonst. Zwei davon, den russischen Kreuzer Schemtschug 
und einen französischen Zerstörer, hatte sie sogar im Hafen von Penang durch 
Torpedoschüsse in den Grund gebohrt. 
Endlich hatte auch ihre Stunde geschlagen. Sie mußte der Uebermacht 
erliegen. Wo und wie ihr Schicksal sie erreicht hat, ist hinlänglich bekannt. 
Sie schlug sich ritterlich bis zum äußersten. Erst als 200 Tote und 30 Ver- 
wuudete auf ihrem Deck niedergestreckt waren und ihre Munition zur Neige 
ging, ergab sich der Kommandant seinen Angreifern, aber sein Schiff sollte 
nicht in ihre Hände fallen. Er ließ es gegen ein Riff treiben, wo es ehren- 
voll scheiterte. 
Die Ritterlichkeit des Kommandanten wurde dadurch geehrt, daß ihm und 
seinen Offizieren der Degen belassen wurde. Die Londoner Zeitungen aber 
versprachen dem „Sporting Skipper" einen begeisterten Empfang, sobald er 
sich einmal in London sehen lasse. 
S. Noti, 8. J.
	        
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