Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

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Die Berliner Periode und 
Die erste Beurtheilung war im „Hermes" erschienen, anonym, von der 
Hand des Philosophen Herbart in Königsberg, der sie aus den Wunsch 
des Verlegers geschrieben. Hier war Schopenhauer als ein ausge 
zeichneter, geistreicher Schriftsteller gewürdigt und mit Größen, wie 
Lichtenberg und Lessing, verglichen worden; unter den nachkantischen 
Philosophen sei Reinhold der erste, Fichte der tiefsinnigste, Schelling 
der umfassendste, Schopenhauer, der in diese Reihe gehöre, der klarste, 
gewandteste und geselligste, was an dieser Stelle so viel sagen wollte, 
als der geistreichste und unterhaltendste. 
Seit dem Erscheinen des Werks waren im Laufe der ersten fünf 
Jahre diese drei Stimmen wohl die einzig bemerkenswerthen, die sich 
darüber haben vernehmen lassen: Herbart, Rätze und Beneke; die beiden 
letzten waren Neulinge, von denen der erstere unbekannt geblieben. Wären 
ihre Stimmen beachtet worden, so hätte die Begierde, ein Buch von so 
seltenen Eigenschaften kennen zu lernen, wohl in weitere Kreise dringen 
müssen. Sv aber blieb es fast ein Menschenalter hindurch so gut wie 
unbemerkt und ungelesen. 
II. Die letzten Wanderjahre und die Rückkehr. 
1. Die zweite italienische Reise. München und Dresden. 
Ende 1822 begab sich Schopenhauer wiederum auf Reisen und 
kehrte erst nach einer dreijährigen Abwesenheit im Mai 1825 zurück. 
Sein Weg ging diesmal durch die Schweiz nach Mailand und 
Venedig, er brachte den Winter in Florenz, das Frühjahr in Rom 
zu und war Mitte Mai 1823 schon auf der Rückreise in Trient; sein 
nächstes Aufenthaltsziel war München, wo er ein volles Jahr bis 
Ende Juni 1824 verweilte, nachdem er kurz vorher noch eine Bade 
kur in Gastein durchgemacht hatte. Er hatte sich in München elend 
gefühlt, ohne allen geselligen Verkehr gelebt, von Krankheit heimgesucht, 
schwer besorgt wegen seines Gehörs, denn er war auf dem rechten Ohr 
fast ganz taub geworden. Nachdem er sich einige Zeit in süddeutschen 
Städten, wie Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, aufgehalten hatte, ging 
er im September 1824 noch einmal zu längerem Aufenthalt in sein 
geliebtes Dresden und kehrte erst im Mai des folgenden Jahres in 
das ihm verhaßte Berlin zurück. 
mag. Mit Rücksicht auf die Schopenhauersche Schrift: „Die Welt als Wille und 
Vorstellung". (Lpz. 1820.)
	        
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