Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

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Die Gerechtigkeit in der Welt. 
Wollust, diese in einem neuen Leben, dem die Heilsquelle inwohnt. 
Hieraus erklärt es sich, warum zwar der Zeugungsact, nicht aber die 
Schwangerschaft ein Schuld- und Schamgefühl mit sich bringt, warum 
jener nicht sorgfältig genug verheimlicht werden kann, diese dagegen 
offen und stolz zur Schau getragen wird, wenn nicht außerhalb ihrer 
gelegene Gründe der Furcht oder Eitelkeit es verhindern. Von einer 
schwangeren Frau sagt man: sie ist „gesegneten Leibes" und „guter 
Hoffnung"? 
Wenn ans der Bejahung des Willens zum Leben die Erhaltung 
und Fortpflanzung der Individuen, also die endlose Perpetuirung des 
menschlichen Daseins folgt: welche Art der menschlichen Gesellschaft und 
der Gerechtigkeit in der Welt folgt aus dieser Bejahung? 
Siebzehntes Capitel. 
Die Gerechtigkeit in der Wett. Das Wettgericht. 
I. Die zeitliche Gerechtigkeit? 
1. Die reine oder moralische Rechtslehre. Unrecht und Recht. 
Wir unterscheiden zwei Arten der Selbstbetrachtung: die nach außen 
und die nach innen gekehrte; jene ist die empirische und ihr Object 
unser sinnliches Individuum, diese ist das Selbstbewußtsein und sein 
unmittelbarer Gegenstand (das erkannte Subject) der Wille zum Leben. 
Als Object der ersten erscheinen wir uns in verschwindender Größe, 
ein unendlich kleiner Theil des Weltalls, als Object der zweiten da 
gegen in colossaler Größe, denn der Wille zunr Leben ist in jedem 
Dinge ganz und ungetheilt enthalten. 
* Parerga II. Cap. XIV. §167. S.838ff. - Im Anhange zu dem Capitel 
„von der Metaphysik der Geschlechtsliebe" und im Zusammenhange damit hat 
Schopenhauer das scheußliche und weit verbreitete Laster der Päderastie zu erklären 
versucht. Um untaugliche Geburten in Folge der Verschlechterung des männlichen 
Samens im declinirenden Alter zu verhüten, habe die Natur den männlichen Ge 
schlechtstrieb vom Wege der Geschlechtsliebe abgelenkt und irregeleitet, woraus jenes 
Laster hervorgegangen sei. Die Welt als Wille u. s. f. II. Cap. XLIV. S. 648-651. 
- - Ebendas. I. § 61-62. S. 391—414. II. Cap. XLVII. S. 676-692. Parerga 
II. Cap. VIII—IX. § 109-134.' S. 215—288.
	        
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