Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

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Der Traum. 
1 Parerga I. S. 239-328. - 2 Ebeudas. S. 289-328. 
und die Helden, weil sie den Tod nicht fürchten, so bewunderungs 
würdig, die Selbstmörder, weil sie das Leben fürchten, so erstaunlich 
erscheinen läßt. 
Doch lassen wir die Frage offen, ob die Einsicht in den Unwerth 
des Lebens eine Macht gewinnen kann, die größer ist als der Wille 
zum Leben und darum die Verneinung desselben zur Folge hat? Die 
Antwort auf diese Frage hat Schopenhauer in dem vierten und letzten 
Buche seines Hauptwerkes ausgeführt. Schon in den gegenwärtigen 
Betrachtungen hat er darauf hingewiesen, daß es einen Fall gebe, den 
einzigen seiner Art, in welchem der Wille, weit entfernt, auf den Jntellect 
hemmend und störend einzuwirken, vielmehr von diesem gehemmt, in 
den Zustand der Ruhe und des tiefsten Schweigens versetzt wird. Dies 
geschieht, wenn eine eminente Geistesbegabung, eine überschüssige Fülle 
intellectneller Kraft vorhanden ist, welche nicht im Dienste des Willens 
sich verzehren läßt, sondern in die Betrachtung der Welt sich versenkt 
und ganz darin aufgeht. So entsteht die willenssreie, von der Kette 
der einzelnen Erscheinungen ungefesselte Weltanschauung, der die Ideen 
der Dinge einleuchten. Damit eröffnet sich das Reich des Schönen und 
der Kunst, welches in dem Hauptwerke Schopenhauers das Thema des 
dritten Buches ausmacht. 
Elftes Capitel. 
Der Traum. Das Organ und die Arten des Traums. 
I. Sinnenwelt und Traumwelt. 
1. Die Erklärung der Magie. Spiritualismus und Idealismus. 
In dem ersten Bande seiner Parerga hat Schopenhauer eine 
längere Abhandlung, die ausführlichste nach den „Aphorismen zur 
Lebensweisheit" mitgetheilt unter dem Titel: „Versuch über das 
Geistersehn und was damit zusammenhängt". * Eine recht spannende 
aber etwas unbestimmte Ueberschrift! Und was damit zusammen 
hängt? Womit? Mit dem „Versuch" oder mit dem „Geistersehn"? 
Da von dem letzteren erst in der zweiten und kleineren Hälfte 
der Abhandlung eingehend die Rede ist^, der Traum aber das durch
	        
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