Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

Der Wille in der Natur. 
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auch eine Aufhebung der individuellen Isolation des Willens geben. 
„Hierzu den Weg zu finden, die Isolation, in welcher der Wille sich in 
jedem Individuum befindet, aufzuheben, eine Vergrößerung der Willens 
sphäre über den eigenen Leib des Wollenden hinaus zu gewinnen — 
das war die Aufgabe der Magie." 
Was in Ansehung des animalischen Magnetismus Mesmer vom 
Weltäther, andere von der Hautausdünstung des Magnetiseurs u. s. f. 
gefabelt haben, sei Unsinn; auch die Operationen mit Magnetstäben, 
die Manipulationen u. s. f., wie bei den sympathetischen Kuren die 
Ceremonien und sinnlosen Worte, seien nebensächlich: das eigentliche 
Agens, wie auch die etwas tiefer blickenden Magnetiseure und Forscher 
richtig gesehen und Männer, wie Szapüry, ausgesprochen hatten, sei 
einzig und allein der Wille, dem die Kraft der Magie inwohne ohne 
alle äußeren Zeichen und Beiwerke, während die letzteren, wie z. B. 
die Manipulationen des Magnetiseurs, nur dazu dienen, den Willen 
auf sein Object zu fixiren; für sich genommen, aber gar nichts aus 
richten. Ohne den Willen sind alle äußeren Zeichen und Ceremonien 
Hokuspokus. 
Das magische Wollen ist das wirkliche, mächtige, inbrünstige, von 
keinem Zweifel beirrte, von keiner Theorie belehrte oder geleitete 
Begehren. Alle Theorie ist secundär und, für sich genommen, machtlos: 
keine, und wäre sie noch so richtig, kann die Magie des Willens her 
vorrufen; keine, und wäre sie noch so abergläubisch und falsch, kann 
sie verhindern oder entkräften. Von den Theosophen und Mystikern, 
die nach der Wiederbelebung des Neuplatonismus durch die Renaissance 
hervorgetreten sind, haben einige das Wesen der Magie richtig gefühlt 
und charakteristisch bezeichnet: vor allen Theophrastus Paracelsus 
. und unter seinen Nachfolgern Jakob Böhme. Paracelsus setzt Magie 
und Vernunft einander entgegen: „die Magie ist eine große verborgene 
Weisheit, die Vernunft ist eine öffentliche große Thorheit". 
Die Quelle alles Wirkens ist der Wille, die Begierde, die, was sie 
begehrt, mit einer solchen Kraft imaginirt, daß es leibhaftig wird. Diese 
Begierde ist das Herz des Menschen, „die Sonne des Mikrokosmus", und 
die „Imaginativ Mikrokosmi ist ein Saamen, der materialisch wird". 
„Diese kräftige und strenge Imagination ist der Anfang aller magischen 
Werke." Alles leibhaftige Jmaginiren stammt aus der inbrünstigen 
Begierde, die aus dem Herzen kommt, die keine Zweifel und Schwankungen 
kennt und vom Glauben an ihre Sache ganz erfüllt ist. „Der Glaube 
Fischer, Gesch. i>. Philos. IX. 2. Allst. N. A. IS
	        
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