Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

4 Biographische Nachrichten. Das Zeitalter Schopenhauers. 
Schopenhauer, aus persönlichem Umgänge dargestellt"? Auf den In 
halt dieser Schrift gestützt, ergingen sich sehr bald in der Tageslitteratur 
die ungünstigsten Charakterschilderungen Schopenhauers, worin Männer, 
die sonst die ausgemachtesten Gegner waren, wie Karl Gutzkow und 
Julian Schmidt, übereinstimmten. 
Um die Eindrücke des Gwinnerschen Charakterbildes zu entkräften 
und dessen abstoßende Züge als Entstellungen nachzuweisen, vereinigten 
sich zwei Anhänger und Bewunderer zu einem apologetischen Werk: 
„Arthur Schopenhauer. Von ihm. Ueber ihn. Ein Wort der Ver 
theidigung von Ernst Otto Lindner und Memorabilien, Briefe und 
Nachlaßstücke von Julius Frauenstädt. 
Wir haben es jetzt nicht mit den auf Schopenhauers Charakter 
und moralischen Werth bezüglichen Fragen und Streitfragen zu thun, 
sondern lediglich mit dem zur Kenntniß seiner Lebensgeschichte dienlichen 
Material. Dieses ist in dem oben genannten Werk beträchtlich ver 
mehrt worden, namentlich durch die Veröffentlichung einer großen Zahl 
Schopenhauerscher Briefe. Auch hat Frauenstädt aus den „Studien" 
oder „Erstlingsmanuscripten" des Philosophen, Selbstbetrachtungen 
während der letzten sechs Jahre seiner Jugendzeit (1812—1818), sehr 
bemerkenswerthe und interessante Mittheilungen gemacht. 
3. Das Beispiel von Lindner und Frauenstädt hat die nützliche 
Folge gehabt, daß demselben zwei andere Anhänger und Bewunderer 
nachgefolgt sind und die in ihren Händen befindlichen Briefe des Meisters 
herausgegeben haben: David Asher in seiner Schrift: „Schopenhauer. 
Neues von ihm und über ihn"b, und Adam von Doß, einer seiner ge- 
liebtesten Schüler, der kurz vor seinem Tode die an ihn gerichteten 
Briefe Schopenhauers durch Karl du Prel hat veröffentlichen lassen? 
1 Leipzig, F. A. Brockhaus. 1862. — 2 Berlin. A. W. Hahn. 1868. — 
3 Berlin, Duncker. 1871, vorher im Deutschen Museum 1865. — 1 Feuilleton der 
Wiener deutschen Zeitung, Dec. 1872, Jan. 1873. — Die 83 Briefe an Frauen- 
städt erstrecken sich vom 16. December 1847 bis zum 6. December 1859; seit dem 
31. October 1856 hatte Schopenhauer die Correspondenz abgebrochen und mehr 
als drei Jahre vergehen lassen, bevor er noch einmal antwortend an Fr. schrieb. 
In diese Zwischenzeit fallen seine 24 Briefe an Asher vom 12. December 1856 
bis zum 18. Aug. 1860. Die 12 Briefe an A. von Doß reichen vom 10. Mai 
1852 bis zum 1. August 1860. — Alle diese Briefe, namentlich die an Frauen 
städt, gewähren ein höchst schätzbares Material, um Schopenhauers Charakter- und 
Gemüthsart in ihrem ganz natürlichen Gange und täglichen Tempo richtig zu er 
kennen und demgemäß die Vorstellungen, die man sich davon aus seinen Büchern
	        
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