Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

der Frankfurter Periode. 
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pörungskämpfen der Jahre 1848 und 1849 für Aufrechterhaltung und 
Herstellung der gesetzlichen Ordnung in Deutschland invalide gewor 
denen preußischen Soldaten, wie auch der Hinterbliebenen solcher, die 
in jenen Kämpfen gefallen" durch Testament vom 26. Juni 1852 zu 
seinem Universalerben. 
2. Die entdeckte Verschwörung. 
Gegen Ende des Jahrzehnts, zur Zeit der Siege über die Volks 
aufstände, vielleicht im Zusammenhange mit der Freude darüber er 
wachte in Schopenhauer ein Gefühl davon, daß seine Zeit herannahe. 
Das Märchen von der Verschwörung der Philosophieprofessoren wider 
ihn, woran er steif und fest glaubte — sie hatte ja schon vor dreißig 
Jahren mit Beneke begonnen — nahm jetzt in seiner Einbildungs 
kraft eine Wendung zum Besseren; es ging ihr, wie es jeder schänd 
lichen Verschwörung gehen soll: sie kam an das Licht des Tages! In 
Folge seiner so oft wiederholten Donnerworte und der jüngsten Schriften 
von ihm und über ihn ist sie endlich entdeckt und die Ver 
schwörer in Furcht und Schrecken gejagt worden. Schon ist es so weit, 
daß die heimtückischen Feinde seine Schriften nicht mehr ignoriren, 
sondern nur noch secretiren, d. h. alles thun, um dieselben geheim zu 
halten. Das ängstliche Manöver stellt sich ihm vor Augen: die Philo- 
sophieprosessoren haben seine Schriften zu Hause und sehen sie an „wie 
das Galgenmännlein im Fläschchen oder wie der Magus das Teufelchen 
Asmodäus im Fläschchen und sagen: «ich weiß, kommst du heraus, 
so holst du mich»". — Im Stillen weidet er sich an den Angst 
zuständen der Professoren, die jetzt nur noch auf ihre gemeinsame 
Rettung bedacht sind. „Ich möchte den Kriegsconseil der Herren be 
horchen, ihre Verlegenheit muß unbeschreiblich sein." „Aber dies irae 
kommt!" So schreibt er den 9. December 1849. Noch sechs Jahre 
später kann er sich ihre Furcht vor ihm nicht lebhaft genug ausmalen: 
„Ich glaube, daß sie alle den ganzen Tag an mich denken und herum 
schleichen, wie der Abt zu St. Gallen — «ihm wird's vor den Augen 
bald gelb und bald grün, o guter Hans Bendix» rc. — und daß ich 
ihnen Nachts noch im Traume vorkomme als Wehrwolf"? 
'Ebendaselbst. S. 487, S. 492 ff., S. 649 ff. Briefe an Frauenstädt vom 
11. Juni 1848, 9. December 1849, 29. Juni 1855.
	        
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