Volltext: Der oberösterreichische Volksbildungsverein in den Jahren 1872 bis 1912

Die Frage der Unterbringung der Bücherei fand nicht leichte Lösung; daher 
die Verzögerung der Aufstellung. Die Stadtgemeindevorstehung Linz hatte wieder¬ 
holt dem Vereine ihr Wohlwollen bezeugt, sei es durch namhafte Geldspenden, 
sei es durch kostenlose Überlassung des Gemeinderatssitzungssaales und dessen 
kostenfreier Beheizung und Beleuchtung für die Sonntagsvorträge. Gestützt auf 
dieses Entgegenkommen richtete der Verein an die Stadtgemeindevertretung Linz 
die Bitte um Überlassung eines Zimmers der Knabenbürgerschule auf der Spittel¬ 
wiese zur Aufstellung der Linzer Bücherei, der bereitwilligst willfahrt wurde 
und Fachlehrer Franz Brosch übernahm die erste Sichtung und Ordnung des 
vorhandenen Büchervorrates. Dieses Zimmer erwies sich aber aus mehreren 
Gründen als nicht geeignet. So ergab sich die unerfreuliche Tatsache, daß die 
schon so lange vorbereitete und so notwendige Eröffnung der Bücherei, obwohl 
ihr Bücherreichtum für den ersten Anfang genügend gewesen wäre, aufgeschoben 
werden mußte, weil es zu ihrer zweckmäßigen Unterbringung an einem paffenden 
Raume mangelte und etwa geeignete Räumlichkeiten ihrer hohen Miete wegen 
bei der Vermögenslage des Vereines nicht in Betracht kommen konnten. 
Daß an dieser Stelle zwei Bücherspenden ausdrücklich Erwähnung finden, 
ist bei der Größe der Spende gerechtfertigt. Wohl kamen und kommen dem Vereine 
alljährlich zahlreiche und bedeutende Spenden an Büchern zu, deren Aufzählung 
aber unterbleiben muß, nicht aus Undankbarkeit, denn der Verein weiß diese 
Unterstützung wohl zu schätzen, aber aus Unmöglichkeit, alle einzelnen Spenden 
zu verzeichnen, deren Ausweis ohnehin im „Volksboten" regelmäßig erfolgt. 
Hier sei bemerkt, daß auch zahlreiche andere Spenden aus demselben Grunde 
nicht besonders Erwähnung finden können, obwohl wir dankbar anerkennen, daß 
diese sehr oft recht namhafte sind. So mögen alle, die die Beheizung der Büchereien 
am Lande unentgeltlich besorgten, die sonst ihre Kräfte in irgend einer Art in den 
Dienst des Vereines gestellt haben, auch ohne einzelne Nennung an dieser Stelle 
den besten Dank ausgesprochen erhalten und sich des Bewußtseins freuen, einen 
Verein gefördert zu haben, der, fern ab vom Streite des Tages, keiner Partei 
dienend und keiner entgegen, patriotisch, volksfreundlich wirkt und das Edelste 
will, Förderung des Menschen durch seine Mitmenschen. 
Bei der Hauptversammlung des Vereines für das Jahr 1893, abgehalten am 
29. März 1894, legte der bisherige Obmann Herr Emil Dierzer Ritter von 
Traunthal seine Stelle als Ausschußmitglied nieder. Seine musterhafte Leitung 
des Vereines, seine großen persönlichen Opfer, sein mannhaftes Eintreten für den 
Verein im oberösterreichischen Landtag und als Präsident der Allgemeinen Spar¬ 
kasse in Linz und seine unermüdliche Tätigkeit im Vereine selbst sicherten ihm 
dankbare Anerkennung, die durch seine einstimmig erfolgte Ernennung zum Ehren¬ 
mitglieds ihren Ausdruck fand. 
Ab 1. Jänner 1894 zeichnete Herr Fachlehrer F. Brosch als Schriftleiter des 
„Volksboten". Tatsächlich hatte er gleich nach Professor Holzingers Tode die 
Schriftleitung übernommen, während bis zum Jahre 1894 Herr Emil Ritter von 
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