Volltext: Der oberösterreichische Volksbildungsverein in den Jahren 1872 bis 1912

nur mitgewirkt an dem, was die wahrhaft großen Männer als Blüte aller Kultur 
erkannten: Die Veredlung der Menschheit. 
»Es muß ja wieder Frühling werden,« denn 
»innen im Marke lebt die schaffende Gewalt, 
die sprossend eine neue Welt wird gebären.«" 
Bildung allein macht den Menschen zum Menschen, erhebt ihn über das 
Tier, befähigt ihn zum Höchsten. Nicht der muß gebildet allein genannt werden, 
der über die größte Menge Wissen verfügt. Nicht die Kenntnis der Tonwerke 
eines Richard Strauß, eines Mozart, nicht das eingehendste Studium der einzelnen 
Wissenschaften macht von selbst gebildet, wenn die wahrste Bildung, die des Herzens 
fehlt. Gemütstiefe, verbunden mit dem innerlichen Drang, seinen Jdeenkreis zu 
weiten, ein dienendes Glied des Ganzen zu werden, das sei das oberste Streben, 
kurz die Erziehung zu Charakteren. Dieses edle Ringen im ernsten Wettkampf 
schuf uns unsere tausendjährige Kultur. 
„Eine Kultur aber, die man zum Monopol einer Klasse machen will, gleicht" 
— wie Universitäts-Professor Dr. Friedrich Io dl, Wien, in seiner Festrede bei Er¬ 
öffnung des niederösterreichischen Volksbildungshauses ausführte — „dem Sonnen¬ 
strahl, den man einsperrt, damit er sich nicht verlaufe, damit er nicht Dinge be¬ 
scheine, die seiner unwürdig sind. Für ihn gibt es aber nichts Unwürdiges: er 
vergoldet alles, das Hohe und das Niedrige, das Edle und Gemeine. Wo er 
hintrifft, ist Freude und Klarheit und Wachstum, und Sterben der giftigen, leben¬ 
zerstörenden Keime. Cr gehört allen, weil auch die Lichtquelle, die ihn ausstrahlt, 
nur durch die Arbeit, das Leid, die Mühsal, die Entbehrung aller entstehen konnte."
	        
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