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Stellung verwickelt worden. Der Ostseite des Kemmels nämlich
ist ein ausgesprochener tzöhenzug von 60—80 m Erhebung mit
Nord-Südrichtung vorgelagert. Er gewährt einen weiten Aus¬
blick nach Osten. Die Verteidigung der Höhen wurde erleichtert
durch die darauf liegeuden Ortschaften Wytschaete und Messines,
die zu Festungen ausgebaut und durch tiefe, stark verdrahtete
Schützengräben verbunden waren. Infolge der geringen Beobach¬
tungsmöglichkeit für unsere in der Tiefe stehende Artillerie, die
wegen des dunstigen Wetters auch nicht von Fliegern unterstützt
werden konnte, war die starke feindliche Stellung noch nicht sturm¬
reif geworden. Trotzdem hatten die Württemberger unerschrocken
angepackt. Auf dem rechten Flügel entriß das Füsilier-Regiment
Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. Würt-
temb.) Nr. 122 dem Gegner das hart verteidigte Wambeke, auf
dem linken Flügel arbeitete sich die 31. Infanterie-Brigade lang¬
sam, aber ununterbrochen auf Messines vor. Der tzöhenrand nord¬
östlich des Ortes wurde erstiegen; aber zu dem auf 7.10 abends
festgesetzten Sturm gegen das Dorf kam es nicht mehr, da starkes
Flankenfeuer aus südlicher Richtung den Angreifer wenige hundert
Meter vor dem Dorfrande niederhielt. Das Kavallerie-Korps hatte
zwar zunächst Boden gewonnen, jedoch war es ihm bei seiner schwa¬
chen Artillerie nicht möglich gewesen, St. Pvo zu nehmen und gegen
den zäh verteidigten Wald südwestlich davon Fortschritte zu machen.
Das Gleiche galt von dem südlich anschließenden XIX. Armee¬
korps.
Auch auf dein äußersten rechten Flügel der Armeegruppe hatte
der 30. Oktober nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Den ver¬
einten Anstrengungen der 54. Reserve-Division und des rechten
Flügels der 30. Division war es nicht gelungen, in Gheluvelt
einzudringen. General v. Deimling und Generalmajor Wild
v. Hohenborn gingen persönlich zum Anfeuern der Truppen in
die vordersten Linien vor. Der Feind wehrte sich verzweifelt; er
hielt den Hauptstützpunkt seiner Stellung fest. Eine neue Artillerie¬
vorbereitung war nötig geworden.
Trotzdem stand am Abend des 30. Oktober die Schlacht für den
Feind seh* ungünstig. Der Einbruch Deimlings bei Zandvoorde