Volltext: Deutsche Siedlung im Osten [34]

und in die Bukowina. Wie in den anderen Karpathenländern 
sind hier seit dem 13. Jahrhundert viele Deutschsiedelungen nach¬ 
weisbar. Nur kurz sei auch erwähnt, daß die Deutschen schon 
damals bis in das ferne Kiew drangen. 
In allen diesen Ländern verbreiteten unsere Ansiedler höhere 
Kultur und legten die Grundlagen für geistigen und materiellen 
Aufschwung. Alle Zweige der Landwirtschaft, Bergbau, Lande! 
und Gewerbe, Künste und Wissenschaften wurden von ihnen 
erfolgreich gefördert. Weithin herrschten deutsche Sitten und 
Bräuche.*) Deutsches Rechts fand überall Verbreitung, denn 
es galt für das vollkommenste und die einzige Grundlage des 
Fortschrittes. In Tausenden von Orten wurde es eingeführt; 
das gesamte Stadtwesen des Ostens beruht auf ihm. In un¬ 
zähligen Arkunden wird das deutsche Recht und die deutsche An¬ 
siedelung von den einheimischen Großen als die Quelle alles 
Fortschrittes gepriesen. So schien das Deutschtum in den letzten 
Jahrhunderten des Mittelalters in einem unaufhaltsamen Sieges¬ 
zug begriffen. Wer mit ihm in Berührung kam, zog Vorteil 
daraus. Aber auch diese Deutschen selbst kamen nicht zu kurz. 
Reicher Erwerb floß ihnen zu; die Erzeugnisse ihres Gewerbe¬ 
fleißes fanden im Osten lohnenden Absatz, und unerschöpfliche 
Massen von Rohprodukten führten sie in die Mutterländer zurück. 
Im Schutze dieser vorgeschobenen Ansiedelungen haben sich die 
weiter zurückliegenden dem deutschen Kulturkreise völlig ange¬ 
schlossen, und dieser hätte immer mehr an Amfang zugenommen, 
wenn dieser Zug der Deutschen nach dem Osten nicht allzufrüh 
unterbrochen worden wäre! 
Mit dem Ausgang des Mittelalters traten Verhältnisse ein, 
die die geschilderte Entwicklung störten und den Verlust des ge¬ 
waltigen Ansiedelungs- und Arbeitsgebietes im Osten herbei¬ 
führten. Damit war für das deutsche Volk ein unermeßlicher 
Schaden in politischer, völkischer und wirtschaftlicher Linsicht ver¬ 
bunden. 
Diese ungünstige Wandlung ist durch mancherlei Amstände 
bewirkt worden. In den kolonisierten Ländern fühlten sich der 
*) Vgl. meinen Roman „Die Tochter des Erbvogts" (Stuttgart, 
Deutsche Verlags-Anstalt). 
2) Darüber meine Arbeiten im „Archiv für österreichische Geschichte", 
Band 95 ff.
	        
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