Volltext: Deutsche Siedlung im Osten [34]

Interessen des deutschen Volkes im Osten betonten. Die all¬ 
gemeinere Erkenntnis für die Richtigkeit dieser Anschauungen kam 
aber in weiteren Kreisen erst unter dem Eindruck der letzten Krisen 
so recht zum Bewußtsein des deutschen Volkes. Erst in jüngster 
Zeit mehren sich die hinweise daraus, daß in Rumänien viel 
reichsdeulsches Kapital investiert ist, und daß die deutsche Aus¬ 
fuhr nach den Balkanstaaten in den letzten Jahren überaus ge¬ 
stiegen ist: sie soll in wenigen Jahren von 100 Millionen auf 
etwa 150Mill. Mark angewachsen sein! Dazu kamen die Lin- 
weise, daß auch in den Karpathenländern bedeutende deutsche 
Interessen auf dem Spiele stünden. In Ungarn und Galizien 
suchten nationale Leißsporne den Boykott gegen deutsche Waren 
zu verkünden. Run kam man darauf, daß eine weitere Nicht¬ 
beachtung dieser Verhältnisse große Verluste nach sich ziehen 
könnte. In der Tat würde schon allein der deutsche Buchhandel 
nicht geringen Schaden erleiden, wenn durch Entdeutschung der 
zahlreichen deutschen Schulen und durch die Aufhebung der deutschen 
Universität in Czernowitz der Bedarf an deutschen Büchern auf¬ 
hören oder doch auf ein Minimum einschrumpfen würde. 
Aber noch auf einen anderen Amstand verwies die Entwick¬ 
lung der Verhältnisse in den letzten Jahren. Die drohenden 
Verwicklungen mit England und Frankreich brachten es zum Be¬ 
wußtsein, welche Bedeutung das südöstliche Europa für Deutsch¬ 
land als Kornkammer hat. In den vorwiegend auf Ackerbau 
und Viehzucht angewiesenen Karpathen- und Balkanländern, ferner 
in Vorderasien findet die deutsche Volkswirtschaft die notwendige 
Ergänzung. Zu diesen Gebieten kann für Deutschland bei kluger 
Politik der Weg stets offen bleiben; von ihnen kann es die land¬ 
wirtschaftlichen Produkte gegen seine industriellen eintauschen. 
Was hier in wenigen Sätzen zusammenfassend gesagt wurde, 
wird seit kurzer Zeit in verschiedenen reichsdeutschen Schriften 
sehr ausführlich dargetan. So ist 1913 in Leipzig eine Broschüre 
von Willy Lochmüller erschienen, die den Titel „Unsere Zukunft 
liegt auf dem Balkan!" führt. Wir wollen aus dieser lesens¬ 
werten, wenn auch nicht einwandfreien Schrift hier nur einige 
Sätze herausheben: „Der Schwerpunkt unseres Außenhandels liegt 
trotz unseres Kampfes für die offene Tür in dem Landet mit 
dem europäischen Nachbar, und dies wird auch in Zukunft so 
bleiben ... Ein unzerreißbares Band wirtschaftlicher Natur muß 
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