Volltext: Deutsche Siedlung im Osten [34]

von-Rom-Bewegung" geschadet haben. Die aufopferungsvollste 
und uneigennützigste Arbeit konnte durch diesen Einwurf zunichte 
gemacht werden. Zwischen den Deutschen selbst ist eine ganz 
unfruchtbare Parteiung entstanden, die einige und erfolgreiche 
Arbeit durch Jahre verhindert hat. Durch das Linzer Programm 
von 1882 ist ferner das Deutschtum in Ostösterreich (Galizien und 
Bukowina) gewissermaßen aufgegeben und daher lange von seinen 
Volksgenossen in Altösterreich vernachlässigt worden. Es wurde, 
ohne daß man es kannte, als ein verlorener Posten ausgeschrien. 
Man behauptete, daß jede Anterstühung dieser Deutschen zwecklos 
wäre. Selbst der Deutsche Schulverein hat sich dieser Anschauung 
lange nicht erwehren können und hat früher für die Karpathen- 
deutschen nur sehr wenig getan. Ja sogar gegen die deutsche 
Universität in Czernowitz richteten sich die Angriffe der „All¬ 
deutschen"!^ Jene Männer, die gegen diese „alldeutschen" Be¬ 
strebungen auftraten, die auch in der Zeit der Erniedrigung des 
österreichischen Deutschtums jedes Zurückweichen als eine Schmach 
und als einen dem Gesamtvolk zugefügten Schaden empfanden, 
wurden beschimpft und als undeutsche Streber ausgeschrien. Ge¬ 
wiß mit Anrecht: denn ihr Bemühen ging dahin, auch die vor¬ 
geschobenen Posten zu erhalten, bis sich das deutsche Volk ihrer 
erinnern würde, bis vielleicht auch die Regierung sich besänne, 
daß die Deutschen die Stütze und das Band dieses Reiches bil¬ 
den. Diese Männer wußten, daß weiteres Zurückweichen ver¬ 
derblich sein müßte; sie kannten aus der Geschichte die Bedeutung 
des Ostens für das Deutschtum und wollten ihm daher die Tore 
dahin offen halten. Diese wahren und wirklichen großdeutschen 
Ideen bestärkten sie im Kampfe gegen die vermeintlichen all¬ 
deutschen Bestrebungen, deren Verwirklichung der Anfang vom Ende 
wäre, weil sie mit einem Bekenntnis der Schwäche auf den Plan 
traten. 
Infolge der geschilderten Verhältnisse war aber die Stellung 
dieser Männer ungemein schwierig. Sie standen lange Zeit ver¬ 
einzelt und ohne entsprechende Unterstützung da. Das österreichische 
Deutschtum verlor immer mehr den Einfluß. Die Regierung be- 
*) Vgl. des Verf. Artikel „Die Universität in Czernowitz. Ein Wort 
zur Aufklärung", in „Österreichische Rundschau", Bd: XI, S. 61 ff. Im 
übrigen sei auf meine „Geschichte der Deutschen in den Karpathenländern", 
III. Bd., verwiesen. 
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