Volltext: Deutsche Siedlung im Osten [34]

Angarn benützt wurde." Dieser Bemerkung ist nur hinzuzufügen, 
daß auch die Stellung aller anderen Deutschen in Österreich da¬ 
durch überaus geschwächt worden ist; insbesondere ist ja auch die 
vollständige Auslieferung der Deutschen Galiziens an die Polen 
eine Folge der Niederlage von 1866 gewesen. Durch die über¬ 
mächtige slawische Mehrheit gedrängt, begann ferner die Regierung 
den slawischen Kurs zu verfolgen, der sie wieder um das Vertrauen 
der Deutschen brachte, die doch ihre festeste Stütze in diesem Reiche 
sind. Infolge ihrer Schwächung und Vereinsamung vergaßen die 
österreichischen Deutschen den Zweck und die eigentliche Bestimmung 
des von ihnen errichteten Reiches. Weitere nichtdeutsche Kreise 
in den Bereich desselben hineinzuziehen, mußte ihnen unter den 
gegebenen Amständen für ihre Selbsterhaltung gefährlich erscheinen. 
So entstand zwischen der Regierung und den Deutschösterreichern 
der unheilvolle Zwiespalt wegen Bosniens und der Herzegowina. 
Durch das Bündnis von 1879 ist eine Besserung der Lage der Deutsch¬ 
österreicher weder bezweckt noch erreicht worden. Wenn man das 
vielleicht erhofft hatte, so war es eine arge Täuschung. Der Ge¬ 
schichtsforscher Äermann Oncken urteilt darüber folgendermaßen: 
„Die durch den Namen des Grafen Taaffe bezeichnete Staats¬ 
praxis, welche die Deutschen entthronte und die politische Parität 
der Slawen einleitete, war erst seit dem Jahre 1879 möglich. 
Wenn man fortan in Wien eine Nationalitätenpolitik betreiben 
durfte, die man früher unter keinen Amständen hätte wagen 
dürfen, so lag es daran, daß man jetzt durch das Bündnis mit 
dem Deutschen Reiche gegen jede etwaige Rekrimination sich ge¬ 
deckt fühlte." Man weiß es übrigens, wie gleich nach 1879 die 
Bedrückung der Deutschen in Angarn eine solche Steigerung er¬ 
fuhr (erinnert sei nur an die Anterdrückung des deutschen Theaters 
in Budapest), daß dadurch vor allem die Gründung des Berliner 
Deutschen Schulvereins (Verein für das Deutschtum im Ausland) 
veranlaßt wurde.x) Immer drückender gestaltete sich die Lage der 
Deutschösterreicher. So kam es zur Bildung der sogenannten 
„Alldeutschen Partei", die nicht anders als wie eine Verzweiflungs¬ 
tat eines Teiles der vereinsamten und verlassenen Deutschöster¬ 
reicher anmutet. Es war eine schon von allem Anfang an verfehlte 
r) Man vergleiche „Geschichte der Deutschen in den Karpathen¬ 
ländern", III. Bd. 
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