Volltext: Dordrecht [1/2]

das Lasentor errichtet wurde, atmet es noch ganz den Geist der Entwürfe 
ähnlicherArt in der Architectura moderna des Amsterdamer Baumeisters. 
Das Lasentor, die Groothoofdspoort, ist der einzige noch erhaltene 
wichtige Teil der alten Stadtbefestigung. Wenn wir uns eine Vorstellung 
derselben bilden wollen, so müssen wir schon zu alten Gemälden, Zeich 
nungen und Stichen greifen. And auch dazu bietet Dordrecht die Ge 
legenheit. Birgt doch das Museum an der Museumsstraße unter vielen 
anderen guten THerken alter Meister und einer sehr guten Sammlung 
niederländischer Gemälde des 19. Jahrhunderts einen vorzüglichen A.Cuyp, 
der uns in seinem einheitlich goldenen Ton einen Eindruck des alten Riet- 
dijkschen Tores mit seiner typisch holländischen Staffage größerer und 
kleinerer Schiffe um die unumgänglicheWindmühle vermittelt (Taf. 19). In 
demselben Museum ist auch die umfangreiche Sammlung von Gemälden 
Ary Scheffers (1795—1858) untergebracht, dieses merkwürdigen, heute 
oft unterschätzten Malers, der, in Dordrecht geboren, seine Schaffensjahre 
mit dem gewaltigen Apparat des romantisch-klassizistischen Malers in 
Paris verlebte. Zu welcher Löhe er in seinen besten Werken, unter die 
vornehmlich die Porträts zu zählen sind, sich erheben konnte, zeigt vor 
allem die vorzügliche, wenig bekannte Skizze seiner Mutter aus dem 
Totenbette, die wir hier abbilden (Taf. 20). Ganz in gelbweißen und 
mattgelbenTönen gehalten, mit nur wenig Braun in denLaaren und dem 
dunkelgrünlich-blauen Hintergrund zeigt das Bild die vollendete Meister 
schaft des Künstlers in der zeichnerischen Charakteristik und in der wunder 
voll sein abgestimmten Farbenharmonie des Ganzen. 
Von der früheren Pracht der stolzen Bürgerstadt Dordrecht ist heute 
nicht viel mehr übrig geblieben. Die Bürgerpaläste, die einst das Staunen 
von Fürsten weckten, sind größtenteils verschwunden oder bis zur An- 
kenntlichkeit verbaut. Die Börsen und Lallen, die großen Vereinshäuser 
der Schützengilden, die Leele Laaksdoelen und die Kloveniersdoelen, die 
einst der Staatenversammlung Lollands und der Dordrechtschen Synode 
zum Sitzungssaal dienten, existieren nicht mehr. Aber einen feinen Zauber 
übt Dordrecht auch heute noch aus durch die zahlreichen guterhaltenen 
Giebel der kleineren Läufer, die sich in den Lauptstraßen noch zwischen 
den Neubauten finden und uns in den schmalen Nebenstraßen völlig ins
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.