Volltext: Dordrecht [1/2]

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Reliefs: Christus im Tempel, seine Taufe und die Bergpredigt geschmückt; 
es sind ziemlich flach gehaltene Arbeiten, die aber in dem außerordentlich 
dekorativen Effekt des ganzen reich ornamentierten Stuhles ihre Wirkung 
nicht verfehlen. Kanzel und Reliefs sind das einzige bekannte Werk des 
Amsterdamer Bildhauers Asmus Frauen, der es nach einem von Jan 
Lavenaers gearbeiteten Modell ausführte. Aber der Kanzel schwebt, 
nur von der Rückensäule gestützt, ein gewaltiger Mahagonibaldachin mit 
reichgeschnitztem Rvkokohelm; obgleich es aus den archivalischen Berichten 
nicht klar erhellt, scheint doch Kanzel und Schalldeckel in letzter Instanz 
auf den Entwurf des aus dem Marmorpostament signierten Jan van der 
Linden zurückzugehen. Das Ganze ist von der Kirche durch vorzüglich ge 
arbeitete gleichzeitige Taufschranken inMahagoni abgeschlossen. Erwähnen 
wir noch die reich ornamentierte Orgel an der Südwand der Kirche, die 
1670 errichtet wurde. 
In der Sakristei wird das in vergoldetem Silber ausgeführte Gerät 
zum hl. Abendmahl bewahrt; die Kosten wurden größtenteils aus deitt 
Legat des schon erwähnten Diodati bestritten. Rach den Entwürfen Aart 
Schoumans wurde die Arbeit von dem Dordrechter Goldschmied Dirk 
Wor in einem etwas zurückgebliebenen, für diese späte Zeit noch merk 
würdig symmetrischen Stil sorgfältig ausgeführt. Wir verlassen jetzt die 
Kirche und gehen durch die Grootekerksbuurt bis zum Stadthaus, das 
im Jahre 1835 seines alten gotischen Giebels beraubt wurde und dafür 
eine langweilige, leere, klassizierende Front erhielt. Bon hier aus folgen 
wir der Boorstraat bis zum Muntpoortje, dem Portal der alten Münze 
für Südholland (Taf. 13). Im Jahre 1555 im Stil der strengen italienischen 
Frührenaiffance, in dem damals mit Vorliebe in Lolland für Portalbauten 
benützten Laustein errichtet, hat es mit seiner Pilasterumrahmung und 
Gebälküberdachung gewiß das Wichtigste aus der Rüstkammer der Re 
naissance geholt, obschon Italien zur Zeit seiner Erbauung die Pilaster 
füllung längst aufgegeben hatte. Wenn wir bedenken, daß die Tradition 
dieses künstlerischen Lebens über Männer wie den Lltrechter Kanonikus 
Jan van Scorel, über Willem van Noort u. a. lies, von denen jener gewiß 
während seines langen Aufenthaltes in Rom reichlich Gelegenheit hatte, 
den Geist der italienischen Renaissance in sich aufzunehmen, dann möchte
	        
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