Volltext: Die Schweiz im Weltkrieg [61]

Vögte aus der Nachbarschaft; besonders das Habsburgische Kloster 
Einsiedeln war für die Schwyzer Mannschaft ein gern besuchter 
Ausflugsort, den man immer weniger gesegnet als bereichert ver¬ 
ließ. Als der Luxemburger Leinrich VII. sich ebenfalls gegen 
Labsburg vorsehen mußte, bestätigte er nicht nur den beiden 
schon bestehenden königlichen Gemeinden ihre Reichsunmittelbar¬ 
keit, sondern gab auch den Anterwaldern einen Freibrief, den sie 
allerdings selber zur Wirkung zu bringen hatten. Durch das hohe 
Bündnis moralisch sehr animiert, brachen die Schwyzer erneut im 
Einsiedler Kloster ein, zogen die Mönche aus den Betten, be¬ 
tranken sich mit Klosterwein, entheiligten die Sakralgegenstände 
und schleppten die geistlichen Lerren samt den Laien gefangen 
nach Schwyz. Leinrich VII. schützte diesen Landesfriedensbruch 
und starb. Die Reichswahlversammlung brachte zwei deutsche 
Könige heraus, Ludwig den Bayern und Friedrich von Öster¬ 
reich. Natürlich stimmten die Landleute nicht für den Labs¬ 
burger, dafür tat dieser, mit der höchsten Gewalt bekleidet, sie für 
den Einsiedelner Frevel in die Reichsacht; im großen Kirchenbann 
saßen sie schon. Ludwig bestätigte ihre Freibriefe, indessen Fried¬ 
rich ein Leer ausrüstete, um seine Reichsacht an ihnen zu voll¬ 
ziehen und nebenher die Habsburgischen Traditionen in jenen 
Tälern endlich zur Geltung zu bringen. Die Landleute lieferten 
ihm die Schlacht bei Morgarten im Jahr 1315 am 15. November; 
die Zeitereignisse haben zur diesjährigen Säkularfeier ein düsteres 
Relief geschaffen. 
Nun begriffen die Landleute sehr wohl, was sie getan hatten. 
Gegen die sicher zu erwartende Habsburgische Rache rüsteten sie 
sich mit einem festen Schutz- und Trutzbündnis untereinander; 
aus Kumpanen wurden sie zu Eidgenossen, und damit kam der 
ganze Lande! moralisch wie geschichtlich um eine Stufe höher zu 
stehen. Das gute Beispiel lockte zur Nacheiferung; der Drei¬ 
bund erweiterte sich durch den Beitritt von Luzern, Zürich und 
Bern zu einem Sechsbund, und als die Labsburger endlich, syste¬ 
matischer vorbereitet, im Jahr 1386 wiederkamen, fanden sie auch 
drüben System und übrigens so viel Ernst und Opferwillen, als 
nötig waren, ihnen auch diesen Krieg zum Anglück zu wenden. 
Nebenher hatte man dort noch gefunden, daß man sich nicht nur 
für eine Gegenwart, sondern auch für die Zukunft weiter helfen 
müsse und sich, während im letzten Augenblick die verbündeten süd- 
7
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.