Volltext: Triest und seine Umgebung [227, 4. Aufl]

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Grado. 
des 11. Jahrh. stammt. lieber etwa hundert teilweise 
schmale und beschwerliche Stufen steigt man zur Glocken¬ 
stube (83 m) empor, von deren Fenstern eine herrliche 
*Fernsicht im Norden und Osten auf die Alpen, im Süden 
auf die Adria und gegen Westen auf die Niederung Vene- 
tiens sich erschliesst. 
Von dem Palaste der Patriarchen, der sich 
an der Südseite des Domes erhob, sind nur noch zwei auf¬ 
rechtstehende Säulen erhalten. Das archäologische Staats- 
museum ist täglich von 8—6 Uhr zugänglich und enthält 
eine reiche Sammlung von Urnen, Vasen, Aschenkrügen, 
Münzen und geschnittenen Steinen, Gegenständen aus Gold, 
Silber und Bronze, Grab- und Denksteinen, Reliefs, Säulen 
und Sculpturtrümmern usw. 
Von Aquileja verkehren Dampfer (I. Kl. 80 h, II. Kl. 
50 h) mehrmals des Tages in l1/* St. nach 
Grado, 
einem kleinen 4000 Einw. zählenden Fischerstädtchen an 
dem südlichen Aussenrand der Lagunen dicht am Meere. 
In altrömischer Zeit gehörte Grado als Hafenstadt und 
Flottenstation zu Aquileja. Wie dieses, ward auch später 
Grado Sitz eines Patriarchen, dem die Küsten- und Lagunen- 
Gebiete der nördlichen Adria unterstanden, während der 
Kirchenfürst von Aquileja über die Bistümer des Festlandes 
und Istriens als Metropolitan gebot. In gewissem Sinne 
war Grado die Mutter Venedigs; mit des letzteren Auf¬ 
schwung ging Grados Verfall Hand in Hand. Seine geist¬ 
lichen Herrscher hatten schon vorher häufig in Venedig 
Schutz gesucht und im 15. Jahrh. endgültig ihren Sitz dort¬ 
hin verlegt. Ihre frühere Residenz war zu Ausgang des 
Mittelalters nur noch ein armseliges Fischerstädtchen. 
In jüngster Zeit ist Grado als Seebad in Aufnahme 
gekommen und u. a. daselbst ein Hospiz für skrophulöse 
Kinder, sowie eine grosse städtische Meerbadeanstalt ge¬ 
schaffen worden. Die Zahl der Badegäste (einschliesslich 
der Hospizpfleglinge) ist innerhalb weniger Jahre auf 5300 
gestiegen und bei den mancherlei Vorzügen, die Grado auf¬ 
zuweisen hat — angenehme Meer-, Luft- und Sonnenbäder, 
mildes gleichmässiges Klima, prächtiger weit in das Meer 
hinausreichender Strand mit weichem Sande, absolute Staub¬ 
freiheit und Reinheit der Luft, geringe und seltene Nieder¬ 
schläge — ist eine fernere günstige Entwicklung wohl mit
	        
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