Volltext: Rückblick auf die Wirkungen des ersten Kriegsjahres in der Landeshauptstadt Linz

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WM auf Dir lirlhiiip i>c; rrUcn Kriegsjafte; 
in der ianiifsIjüiiplMl iinj. 
Ein Bericht, erstattet von Bürgermeister Dr. Dinghvfer 
in der Gemeinderatssitzung am 1. September 1915. 
Mehr als ein Jahr des größten aller Kriege ist vorüber. Die höchste 
Anspannung, die ein Krieg sowohl in militärischer als auch in finanzieller 
Beziehung von einem Volke seit der Zeit der Staatenbildung verlangt, hat 
sich in einer früher nie geahnten Weise gezeigt. Niemand hätte auch noch 
vor wenigen Jahren es für möglich gehalten, für längere Zeit Millionen 
von Kämpfern einander gegenüber zu stellen, Milliarden von Werten, 
die zur Kriegführung sich als notwendig erweisen, ohne besondere Schwierig- 
leiten aufzubringen. Aber auch in wirtschaftlicher Richtung zeigt sich der 
jetzige Krieg als der größte Umstürzer und stellt in seiner ungeheuren 
Intensität an die Gesamtbevölkerung, an jeden Einzelnen, an die Staats- 
Wirtschaft die größten Anforderungen. Und was eine besondere Verschär- 
fung der allgemeinen Lage herbeigeführt hat, ist seine ungeheure Aus- 
dehuuug, eine Ausdehnung, die nicht bloß ganz Enropa, sondern auch 
mehr oder minder alle übrigen Weltteile berührt. Dadurch ist die Siche- 
rung der Ernährung der Bevölkerung elementar in den Vordergrund 
getreten und hat uns alle zwingend zu Mitkämpfern gemacht. Daß der 
Weltkrieg, hervorgerufen durch Raubgier und Haß unserer Nachbarn, 
mit dem Ziele der Zertrümmerung der Donaumonarchie und des türki- 
schen Reiches und der Zerreißung, dauernden Schwächung und Erniedri¬ 
gung des Deutschen Reiches unvermeidlich geworden, war allen, die sich 
mit der äußeren Politik etwas näher befaßten, klar; niemand aber konnte 
sich ausdenken, wie der gewaltige Zusammenprall der Heere insbesondere 
in seinen innerstaatlichen Wirkungen sich ausleben werde. 
Für uns als Verwalter eines größeren Bevölkerungsgebietes war 
wohl die naheliegendste Frage die Sorge um die Ernährung der Bevölke- 
rung. Unter dem Eindrucke der Balkanwirren, insbesondere der Ergeb- 
nisse des Bukarester Friedens, die keineswegs eine vollständige Reinigung 
und Ordnung der Balkanverhältnisse gebracht haben, ferner beeinflußt 
durch Erwägungen über die unsicheren Zustände der Mißgeburt Albanien, 
alles Vorläufer des kommenden Weltkrieges, sah ich mich bereits am 
26. November 1913, also vor Kriegsausbruch, veranlaßt, die Frage der 
OÖLB LINZ 
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