Volltext: Kriegskosten und Deckung [74]

sind. Im neuen Etaksjahre wird aber auch das Reich mit neuen 
Steuerforderungen aufwarten müssen. Das ist schon deswegen 
unbedingt nötig, weil nunmehr der Augenblick gekommen ist, von 
dem an die Zinsen der 25 Milliarden Anleihen zu decken sind, 
die als ordentliche dauernde Ausgaben nicht durch neues Borgen 
angeschafft werden dürfen. 
D a s g r o ß e X. Es ist jetzt nötig, die Bilanz der durch den 
Krieg geschaffenen finanziellen Lage zu ziehen. Dabei tappen wir 
natürlich im Dunkeln. Es ist nicht abzusehen, wie lange der 
Krieg noch dauern wird, und wie das Ende sein wird, liegt in 
Gottes Land. Ohne uns eines leichtfertigen Optimismus schuldig 
zu machen, dürfen wir glauben, daß der Prozeß für unsere Feinde 
verloren und der Krieg von ihnen nur noch um die Kosten ge¬ 
führt wird; ob wir aber eine Kriegsentschädigung in Geld er¬ 
halten und wie groß sie vielleicht sein wird, ist unbekannt. Wir 
wissen, daß die Wunden, die unserem Wirtschaftsleben geschlagen 
sind, sein Lebensmark noch nicht berührt haben, können aber noch 
nicht diagnostizieren, wie schwer sie sind. Wir wissen, daß der 
kommende Friede die Beziehungen der Völker verändern und ver¬ 
wickeln wird, können aber noch nicht im entferntesten abschätzen, 
welche Schwierigkeiten die internationalen Amgruppierungen vor 
Industrie und Landet auftürmen werden. Wir müssen uns 
daher damit begnügen, Amriffe zu zeichnen, deren Linien durch 
die fortschreitenden Ereignisse vielfach korrigiert werden können. 
Sache des Lesers wird es sein, die Flächen je nach seiner Ge¬ 
mütsart noch rosiger wie wir, oder grau in grau oder gar 
schwarz auszutuschen. 
Wir und England. Wenn wir in den folgenden Be¬ 
trachtungen England zum Vergleich heranziehen, so geschieht dies 
zunächst, weil wir und England die Protagonisten des Welt¬ 
krieges sind und der kommenden Landelskonkurrenz sein werden, 
sodann auch, weil das Duell der silbernen Kugeln zwischen uns 
beiden ausgefochten wird, weiter weil das englische Finanz¬ 
gebaren sich stets durch strengste Solidität ausgezeichnet hat. 
Die Bevölkerungsschichtung und die wirtschaftlichen Verhältnisse 
Großbritanniens ähneln den unseren, wobei wir aber immer 
daran denken müssen, daß seine Volkszahl um ein Drittel ge- 
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