Volltext: Kriegskosten und Deckung [74]

3% staffelte, wollte 84 Millionen Mark, zusammen mit der Wehr¬ 
steuer 98 Millionen Mark erzielen. Ein sozialdemokratischer An¬ 
trag aus dem Jahre 1906, der gleichfalls die Nachlässe bis 20000 
Mark frei ließ, aber auch die entfernten Verwandten einbezog 
und die Steuersätze von 21/2°/0 bis 48% staffelte, erhoffte ein 
Ergebnis von 200 Millionen Mark. 
Will man den englischen Ertrag durch eine Nachlaßsteuer 
auch nur annähernd erreichen, so muß man, da die Millionen¬ 
erbschaften bei uns nicht so häufig sind wie in England, auch 
wieder bis auf Nachlässe von 2000 Mark heruntergehen und sich 
zu der sehr energischen englischen Staffelung aufraffen. Der 
einträglichste Weg wäre, den Staat bei allen Erbschaften als 
Miterben eintreten zu lassen. Die jährlichen Erbanfälle in Deutsch¬ 
land betragen 4,2 Milliarden Mark bei den Vermögensmaffen 
von über 6000 Mark, nach Abzug der auf die überlebenden Ehe¬ 
gatten entfallenden Summen 3,7 Milliarden Mark. Da auf jeden 
Erbfall außer dem Ehegatten durchschnittlich drei Erben kommen, 
würde der Staat, je nachdem er halbes, dreiviertel oder ganzes 
Kindesteil erhält, 450, 625 oder 900 Millionen Mark jährlich 
erhalten, außer den Steuersätzen, die er für Anfälle an entfern¬ 
teren Verwandten durch Besteuerung erheben kann. Will man 
die Nachlässe bis 10000 Mark frei lassen, so vermindert sich der 
Ertrag um etwa %, bei Ausschaltung der Ehegatten um 10%. 
Selbstverständlich ist eine Staffelung nach Kinderzahl und Löhe 
des Nachlasses möglich, die das Endergebnis natürlich entsprechend 
nach unten verschiebt. 
Eine sehr energische Besteuerung des Besitzes durch Ein¬ 
kommen-, Vermögens- und Erbschaftssteuern muß selbstverständ¬ 
lich die Grundbedingung des neuen Kriegssteuersystems sein, sie 
würde aber auch im Höchstfälle nicht einmal die Lälfte der neuen 
Bedürfnisse aufbringen. Gleichgültig ist es natürlich dabei, ob 
die Summe durch schematische Erhöhung der bestehenden Steuern 
oder in irgendeiner anderen Form gefunden wird. Da die ganz 
großen Vermögen in Deutschland lange nicht so zahlreich sind 
wie in England, trifft die Erhöhung der Besitzsteuern auch schon 
minderbemittelte Klassen. Trotzdem ist eine Erhöhung der in¬ 
direkten Steuern nicht zu umgehen. Hier scheint es ausgeschlossen, 
die Maffenbedürfnisse noch höher zu belasten, als es jetzt bereits 
der Fall ist. 
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