Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Deutschlands Vereinsamung. 1902—1914 
340 
Der Zweite und Dritte Balkankrieg 
Das Jahr 1913 scheidet sich zunächst in die deutlich hervor 
tretenden Abschnitte des zweiten Balkankrieges, der durch den 
Londoner Vorfrieden vom 30. Mai beendet wurde, in die Zeitspanne 
bis zum Frieden von Bukarest am 10. August, der den dritten Balkan 
krieg beendete und in die Monate bis Jahresende. 
Bei den Londoner Besprechungen der Botschafter war Deutsch 
land dauernd bestrebt, im Sinne einer baldigen Beendigung des 
Kriegszustandes auf die Balkanstaaten einzuwirken. Gestützt auf das 
sogenannte Goluchowski-Visconti’sche Abkommen vom 20. Dezem 
ber 1900 und vom 9. Februar 1901 setzte Österreich-Ungarn die 
Schaffung eines autonomen Albaniens durch, immer mit dem Grund 
gedanken, Serbien nicht an das Meer zu lassen. Die Lage wurde 
besonders dadurch ernst, daß die Montenegriner Skutari erobern 
wollten und die Stadt auch schließlich trotz der Drohungen Öster 
reich-Ungarns und der Mächte am 23. April mit Waffengewalt in 
Besitz nahmen, während Österreich Skutari durchaus Albanien zu 
zuschlagen wünschte. Es bedurfte schärfsten Druckes, bis endlich 
König Nikita am 4. Mai 1913 das Los der Stadt Skutari in die Hände 
der Mächte legte 1 . 
Anfangs Mai wuchs die Gegnerschaft der bisherigen Balkan 
verbündeten bereits drohend empor. Nur durch Sir Edward Greys 
energische Haltung gelang es, auf der Botschafterreunion zu London, 
den Londoner Präliminarfrieden durchzusetzen (30. Mai). 
Unter Hinzutritt Rumäniens auf die Seite Serbiens und Griechen 
lands entbrannte Ende Juni der dritte Balkankrieg. Das er 
schöpfte Bulgarien war der Übermacht nicht gewachsen, so daß 
König Ferdinand schon am 23. Juli, als auch die Türkei wieder vor 
zudringen begann, die Vermittlung der Großmächte zur Herbei 
führung des Friedens anrufen mußte. Der Bukarester Frieden vom 
10. August brachte darauf Bulgarien um einen wesentlichen Teil 
seiner bisherigen Errungenschaften. 
Deutschlands Haltung während der Balkankriege läßt sich viel 
leicht am besten durch Berufung auf ein Telegramm Kaiser Wil 
helms II. an das Auswärtige Amt vom 16. August 1913 darlegen 1 2 . 
Danach hatte Deutschland seine Hauptaufgabe darin gesehen, einem 
Zusammenstöße der beiden großen europäischen Gruppen entgegen 
zuarbeiten. Als bestes Mittel hierzu erschien dem Kaiser die Bekun 
dung der unlösbaren Festigkeit des Dreibundes und dessen früh 
zeitige Erneuerung, die bekanntlich am 5. Dezember 1912 stattgefun- 
1 Or. Pol. Nr. 13 267. 
2 Gr. Pol. Nr. 13781.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.