Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

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Die Vorbereitung der 2. Haager Friedenskonferenz 
preußische Armee oder die deutsche Marine erhoben werden dürften. 
So ist es denn tatsächlich zwei Jahre später, vom 17.—19. September 
1908, zu einer interparlamentarischen Konferenz in Berlin gekom 
men, die im Namen der kaiserlichen Regierung durch den Fürsten 
Bülow amtlich begrüßt wurde. 
Vom November 1906 an trat in England und Deutschland die 
Frage des Baues von Dreadnoughts in den Vordergrund des Inter 
esses. Man hatte in England bestimmt damit gerechnet, daß die 
hohen Kosten, die Abmessungen des Kaiser-Wilhelm-Kanals und der 
deutschen Docks Deutschland davon abhalten würden, England 
im Bau von Dreadnoughts nachzufolgen. Um so größer war die Ent 
täuschung, als Deutschland trotz aller Schwierigkeiten Schiffe von 
gleicher Stärke zu bauen sich entschloß 1 . Auf eine Anregung des 
Präsidenten Roosevelt, den Bau von Dreadnoughts auf der nächsten 
Haager Konferenz verbieten zu lassen, ging der Kaiser nicht ein 1 2 . 
Er ließ dem Präsidenten sagen, hierfür sei zunächst die Zustimmung 
von England und Japan erforderlich, da diese Mächte im Bau von 
Schlachtschiffen am weitesten vorgeschritten seien. 
Auch während eines Besuches, den König Eduard VII. seinem 
kaiserlichen Neffen im Schloß Friedrichshof im Taunus am 15. 
und 16. August 1906 abstattete, war viel von der bevorstehenden 
Haager Konferenz die Rede gewesen. König Eduard hatte sie 
als Humbug bezeichnet; sie sei nicht nur unnütz, da sich im Ernst 
fälle doch niemand an ihre Beschlüsse halten würde, sondern ge 
radezu gefährlich. Der Kaiser regte an, daß Deutschland und Eng 
land sich für den Fall des Zustandekommens der Konferenz über 
einige Hauptfragen, vor allem über die maritimen, vorher verstän 
digen möchten. Das englische Kabinett hat dieser Anregung aber 
keine Folge gegeben. Nachdrücklich hat der Kaiser damals seinen 
Wunsch nach intimeren Beziehungen zwischen den beiden Ländern 
bekundet und jede aggressive Tendenz des Flottenbaues in Abrede 
gestellt 3 . 
Das Jahr 1907 
Schon in seiner Reichstagsrede vom 15. November 1906 hatte 
Fürst Bülow von einer „Einkreisung“ gesprochen und die Hoffnung 
ausgedrückt, die englisch-französische Entente werde sich als ein 
Bündnis friedlichen Charakters erweisen und gute Beziehungen bei 
der Mächte zu Deutschland nicht ausschließen. „Sollte dies jedoch 
nicht der Fall sein, sollte man versuchen, uns einzukreisen, zu iso 
lieren und lahmzulegen, dann allerdings werde ein solcher Druck mit 
1 Gr. Pol. Nr. 7769—7778. 
2 Gr. Pol. Nr. 7817—7822. 
3 Gr. Pol. Nr. 7815.
	        
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