Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Deutschland und der Nahe Orient 1890 bis Ende 1894 
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China rief auch die deutsche Regierung an, damit sie in Japan 
im Sinne einer Räumung Koreas vermitteln möge. Auch England 
wünschte, Deutschland an einer Intervention der Mächte in Ost 
asien beteiligt zu sehen. Deutschland vertrat zunächst den Stand 
punkt, in Korea seien in erster Linie England und Rußland inter 
essiert 1 . 
Nun ließ aber die schwere Niederlage der Chinesen zu Lande 
und zu Wasser die Lage der in China weilenden Fremden gefährdet 
erscheinen. England regte am 7. Oktober 1894 an, Deutschland möge 
sich mit England, Frankreich, Rußland und den Vereinigten Staaten 
zu einer Intervention zwischen Japan und China vereinigen 1 2 . In 
Berlin hielt man diese Anregung für verfrüht und lehnte auch eine 
Vermittlungsbitte der Chinesen vom 12. November 1894 höflich, aber 
bestimmt ab 3 . 
Hatte bis jetzt die deutsche Regierung eine für Japan durch 
aus freundliche Haltung beobachtet, so änderte sich das vom No 
vember 1894 ab. Der Gedanke eines Besitzerwerbes in China — 
der Kaiser dachte anfänglich an Formosa 4 — trat in den Vorder 
grund. In einem Berichte vom 23. November 1894 erwähnte der 
deutsche Gesandte in Peking, Frhr. Schenck zu Schweinsberg, zum 
ersten Male den Erwerb der Kiautschou-Bai als ein für Deutschland 
erstrebenswertes Ziel. 
Die Jahre 1895 bis 1897 
Anfangs März 1895 bat die chinesische Regierung Deutschland 
vertraulich, sich bei Japan im Sinne maßvoller Friedensbedingun 
gen verwenden zu wollen. Deutschland gab diese Anregung am 
6. März an Japan weiter und bemerkte, eine japanische Forderung 
von Gebietsabtretungen auf dem Festlande würde besonders ge 
eignet sein, ein Einschreiten der Mächte hervorzurufen 5 . England 
hielt sich wohlweislich im Hintergründe, um seine Beziehungen zu 
Japan nicht zu verschlechtern. Rußland und Frankreich hielten die ja 
panischen Forderungen an China für übertrieben und wollten inson 
derheit die Besitzergreifung der Halbinsel Liaotung mit Port Arthur 
durch Japan nicht dulden 6 . In Berlin war man der irrtümlichen Mei 
nung, durch ein Zusammengehen mit Rußland in dieser asiatischen 
Angelegenheit, falls sich Frankreich von einer Beteiligung an den von 
Rußland angeregten Schritten ausschloß, die französisch-russischen 
Beziehungen lockern, die deutsch-russischen aber bessern zu können. 
1 Gr. Pol. Nr. 2213. 
2 Gr. Pol. Nr. 2215. 
3 Gr. Pol. Nr. 2218. 
4 Gr. Pol. Nr. 2219. 
6 Gr. Pol. Nr. 2226. 
6 Gr. Pol. Nr. 2227—2237.
	        
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