Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Rückblick auf die Bismarckzeit 
Bismarck selbst hätte niemals unnachgiebig und scharf an seinen 
einmal geschaffenen Bündnissen festgehalten, sondern den Entschluß 
gefunden, sie zu ändern, wenn ihm dies erforderlich schien. Seine 
hohe Meisterschaft gewährte ihm hierzu jederzeit die Mittel, wenn 
auch nicht verkannt werden darf, daß Bismarck, insbesondere bei 
der Behandlung Rußlands, auch Fehler gemacht hat, die sich unter 
seinen Nachfolgern als für Deutschland schädlich ausgewirkt haben. 
Das Lombardverbot von 1887 war zweifellos ein solcher Fehler, zu 
dem ihn vielleicht seine Neigung verführt hat, Rußland seine Macht 
fühlen zu lassen, um es zum Einlenken zu bringen. In wie hohem 
Grade wirtschaftliche Verhältnisse die Beziehungen der Staaten zu 
einander bedingen, ist dabei kaum hinreichend in Rechnung gezogen 
worden. So fand das anleihebedürftige Rußland damals die ihm in 
Deutschland versagte Anlehnung auf dem französischen Markte, und 
es begann jene Entwicklung, die über immer neue Anleihen hin 
weg schließlich das Zarenreich zum vertraglichen Anschluß an 
Frankreich geführt hat. 
Einstweilen stand dieser Entwicklung noch der bis 1890 gültige 
Rückversicherungsvertrag im Wege. Gleich in die ersten Tage des 
„Neuen Kurses“ hinein drängte sich aber die Frage, wie man sich 
in Berlin zu der von den Russen gewünschten Erneuerung dieses 
Vertrages stellen sollte. Eine schicksalsvolle Erschwerung bildete 
die Verdrängung Bismarcks aus seiner Stellung in einer so rauhen 
Form, daß die neuen Lenker der deutschen Außenpolitik kaum eine 
persönliche Möglichkeit besaßen, sich über die folgenschweren 
Grundlagen des zu fassenden Entschlusses mit dem Schöpfer des 
Rückversicherungsvertrages von Mund zu Mund auszusprechen. 
Unter so ungünstigen Vorzeichen begann die neue Ära!
	        
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