Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

1888 
Osten des Reiches getroffenen militärischen Maßnahmen, der neu 
geschaffenen deutschen Eisenbahnlinien und Festungsbauten außer 
Frage stellten. „Alle meine Gedanken sind auf den Frieden gerichtet, 
nicht nur wegen meines Alters, sondern auch wegen der Wirkung, 
die auf mich das Bewußtsein der Pflichten ausübt, die ich meinen 
Untertanen gegenüber habe, und ebenso die Gefühle, die mir das 
Herannahen des Augenblickes einflößt, wo ich vor Gott über die 
Art Rechenschaft abzulegen haben werde, mit der ich diese Pflichten 
erfüllt habe, die Seine Vorsehung mir auferlegt hat. Ich habe die 
Überzeugung, daß Sie denken wie ich, und daß wir in der Lage 
sein werden, unsere Völker gegen die Geißel eines Krieges zu schüt 
zen, dessen Ergebnisse, wie sein Ausgang auch sei, nur den Feinden 
aller Monarchien in Europa zugute kommen würden.“ Kaiser Ale 
xander III. sprach sich über dieses Handschreiben dem Botschafter 
v. Schweinitz gegenüber zwar dankbar aus, entschloß sich aber doch 
im Laufe einer langen Unterredung am 26. Januar 1888 zu dem be 
deutsamen Bekenntnis, daß die russische Regierung sich der franzö 
sischen zu nähern versucht habe; eine weitere Schwächung Frank 
reichs könne Rußland nicht zulassen. In seinem Antwortbriefe an 
den deutschen Kaiser vom 25. Januar 1888 betonte der Zar, die An 
nahme einer Kriegseventualität zwischen Deutschland und Rußland 
scheine ihm ganz unmöglich 1 . 
Kaiser Friedrich III. 
Das hohe Lebensalter Kaiser Wilhems I., ebenso wie das 
schwere und schon als unheilbar erkannte Leiden seines Sohnes, 
ließen damals in der großen Politik, nicht nur Deutschlands, Berech 
nungen auf lange Sicht nicht zu. Einstweilen aber, solange Bismarck 
das Steuer der deutschen Außenpolitik führte, bildete er, und zwar 
voraussichtlich noch auf längere Zeit, den ruhenden Pol in der 
Erscheinungen Flucht. 
Am 9. März 1888 verstarb Kaiser Wilhelm I., tief betrauert von 
seinem Volke, anerkannt von der ganzen Welt. Der Kurs der deut 
schen Außenpolitik blieb der alte, und so konnte auch die franzö 
sisch-italienische Spannung, die im Frühjahr 1888 aus Frankreichs 
Streben erwuchs, das Gebiet von Tunis auf Kosten von Tripolis 
zu erweitern, den Weltfrieden nicht gefährden * 2 . 
Die tödliche Krankheit Kaiser Friedrichs III. bewirkte während 
der nur 100 Tage seiner Regierung eine Art Gottesfrieden auf dem 
Gebiete der Außenpolitik. Es blieb dem Monarchen aber nicht er 
spart, in einer für ihn persönlich sehr peinlichen Angelegenheit die 
' Qr. Pol. Nr. 1177. 
2 Or. Pol. Nr. 1278—1281. 
■8 Schwertfeger, Der Weltkrieg der Dokumente 
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