Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Die Bismarckzeit 
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unsere Monarchen politisch zu beraten, nicht faktisch unseren 
Händen entgleite und auf die Generalstäbe übergehe 1 “. 
Einen Präventivkrieg lehnte Bismarck ab. „Die Größe der Ka 
lamität, welche für die Völker Österreich-Ungarns und Deutschlands 
mit einem französisch-russischen Kriege, wie immer er ausfallen 
mag, verbunden sein wird, legt uns die Pflicht auf, den Ausbruch 
desselben, wenn wir können, zu verhüten und jedenfalls der gött 
lichen Vorsehung nicht dadurch vorzugreifen, daß wir ihn herbei 
führen, ehe er sich uns aufdrängt.“ 
So brachte es Bismarck dahin, daß Österreich — nicht ohne 
Verstimmung gegen Deutschland — darauf verzichtete, den Bünd 
nisfall zu erweitern 1 2 . Neue Versuche des Grafen Kälnoky, ihn be 
grifflich endgültig klarzustellen, lehnte Bismarck ab. „Das ist eine 
Zirkelquadratur“, meinte er, „definitiv nicht klarzustellen und durch 
keinen Vertragstext theoretisch lösbar, sobald man nicht der bona 
fides des Verbündeten mehr vertraut als dem Wortlaut der Klau 
seln.“ Verhandlungen über Phrasen seien unfruchtbar. Österreichs 
Hauptsicherheit liege nicht in Klauseln und Worttexten, „sondern 
in der unzweifelhaften Tatsache, daß die ungeschwächte Existenz 
Österreichs ein Lebensbedürfnis für uns und für das europäische 
Gleichgewicht ist 3 “. 
In Berlin begannen sodann im Januar 1888 Besprechungen zwi 
schen den deutschen, österreichischen und italienischen Generalstabs 
offizieren über die Transportverhältnisse im Falle eines Krieges, be 
sonders auf der Brennerbahn, die für die Heranschaffung der ita 
lienischen Truppen von Wichtigkeit war 4 . 
Der Ausklang der Heroenzeit 
Anläßlich des Jahreswechsels 1887/1888 tat Kaiser Wilhelm I. 
einen bedeutsamen Schritt im Sinne des Friedens. Am 5. Januar 1888 
richtete er ein von der Hand des Prinzen Wilhelm geschriebenes 
eindringliches Friedensbekenntnis in französischer Sprache an den 
Zaren 5 6 und fügte diesem Briefe Zusammenstellungen bei, die den 
friedlichen Charakter der deutschen Politik unter Darlegung der im 
1 Vgl. auch Or. Pol. Nr. 1187 (Berlin, 29. Dezember 1887). 
2 Gr. Pol. Nr. 1190, 1191, 1192. 
3 Gr. Pol. Nr. 1194. 
4 Gr. Pol. Nr. 1195—1197, 1290—1327. Die Besprechungen erfolgten auf der 
Grundlage einer Unterstützung des deutschen Heeres am Rhein durch fünf bis 
sechs italienische Armeekorps und zwei bis drei Kavalleriedivisionen. Im Früh 
jahr 1889 wünschte man italienischerseits, die militärischen Vereinbarungen auch 
auf die Marine auszudehnen, da die Mitwirkung der österreichischen Flotte im 
Mittelländischen Meere unumgänglich nötig sei. Bismarck hielt aber die Erörte 
rung der Flottenfrage noch für verfrüht. 
6 Gr. Pol. Nr. 1174.
	        
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