Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Die Bismarckzeit 
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sung war Österreich berufen und in der Lage, „den Teil der Auf 
gaben zu übernehmen, den England als Seemacht nicht ausführen 
könne 1 “. 
Bismarck vertrat den Standpunkt, Österreich könne England 
wohl unterstützen, es aber nicht vertreten, und England sollte nicht 
darauf rechnen, daß andere ihm die Kastanien aus dem Feuer 
holten 1 2 . Zu einer aktiven Unterstützung der englischen Politik in 
Orientfragen war er nicht zu bewegen 3 . Den für die deutsche 
Politik richtigen Weg erblickte er allein „in der Erhaltung des 
Friedens und in der Ausübung jedes uns in Wien möglichen Ein 
flusses zu diesem Zwecke 4 “. In England aber war man der Mei 
nung, daß zwischen ihm und Österreich eine Verständigung ohne 
jede Schwierigkeit zustande kommen werde, sobald nur Bismarck 
sie fördere 5 . Zu einer bindenden Verabredung kam es aber nicht, 
da England sich in Rücksicht auf seine parlamentarische Regierung 
nicht festlegen wollte. Bismarck hielt das auch gar nicht einmal 
für nötig, sondern glaubte den Frieden schon gesichert, wenn 
England nur durchblicken ließ, daß es einen Angriff auf Österreich 
als Kriegsfall ansehen würde 6 . Immerhin wurde erreicht, daß eine 
gewisse Solidarität der englisch-österreichischen Interessen für den 
Fall russischer Übergriffe öffentlich bekundet wurde, so z. B. in 
einer Rede Lord Salisburys vom 9. November 1886 7 . 
Der zweite Dreibundvertrag vom 20. Februar 1887 
Am 20. Februar 1887 wurde der zweite Dreibundvertrag abge 
schlossen. Die erste Anregung zu seiner Erneuerung war von ita 
lienischer Seite ausgegangen 8 . Die beiden anderen Mächte gingen 
gern darauf ein, da etwaigen französischen Annäherungsversuchen 
an Italien dadurch die Spitze abgebrochen wurde. Frankreich 
suchte damals tatsächlich zu einem Abkommen mit Italien zu ge 
langen und bot ihm dafür seine Unterstützung in Tripolis an 9 . 
Italien hegte nun den Wunsch, innerhalb des Dreibundes etwas mehr 
zur Geltung zu kommen 10 und machte seinerseits Vorschläge, wonach 
für den Fall eines Krieges 200000 Mann jenseits der Alpen zur 
1 Gr. Pol. Nr. 863. 
2 Gr. Pol. Nr. 864. 
3 Gr. Pol. Nr. 867. 
4 Gr. Pol. Nr. 873 (Friedrichsruh, 27. November 1886). 
8 Gr. Pol. Nr. 874. 
6 Gr. Pol. Nr. 875. 
7 Gr. Pol. Nr. 878. 
8 Gr. Pol. Nr. 820 (Wien, 10. Oktober 1885). 
9 Gr. Pol. Nr. 829. 
10 Gr. Pol. Nr. 831.
	        
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