Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Die Bismarckzeit 
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schließen und betonte diesen Wunsch so stark, daß zeitweise das 
Gelingen des ganzen Vertrages daran zu scheitern drohte. Unter 
der Bedingung, die Kaiser Wilhelm I. und Bismarck als unabweis 
bar bezeichneten, daß in dem abzuschließenden Vertrage keine Ten 
denz gegen Rußland erkennbar sein dürfe, erklärte sich Deutschland 
schließlich bereit, dem zwischen Österreich-Ungarn und Rumänien 
zu schließenden Vertrage in der Form einer Akzessionsakte beizu 
treten. 
In dieser Weise wurde denn auch verfahren. Der Vertrag 
zwischen Österreich-Ungarn und Rumänien wurde am 30. Oktober 
1883 in Wien abgeschlossen, und Deutschland sprach seinen Bei 
tritt in der Form einer Akzessionserklärung am gleichen Tage aus 1 . 
Die Verlängerung des Drei-Kaiser-Bündnisses vom 27. März 1884 
Schon anfangs Februar 1883 regte der russische Botschafter 
v. Saburow in Berlin die Verlängerung des Bündnisses an 1 2 . Sowohl 
der Zar wie der deutschfreundliche Nachfolger des Fürsten Gort- 
schakow, Herr v. Giers, wünschten die Verlängerung, suchten aber 
günstigere Bedingungen für die russische Politik auf dem Balkan 
zu erlangen 3 . Hierauf einzugehen, bestand in Wien wenig Neigung, 
während Bismarck in der Verlängerung des Vertrages hauptsächlich 
ein Mittel sah, Rußlands Tätigkeit zu mäßigen oder zu lokalisieren, 
denn in Rußland hetzten schon wieder die Panslawisten gegen 
Deutschland, von dem sie behaupteten, es treibe Rußland zum 
Kriege, um Österreich im Orient vorwärts zu bringen 4 . 
Am 14. November 1883 stattete Giers dem Kanzler in Fried 
richsruh einen Besuch ab und suchte das deutsche Mißtrauen gegen 
Rußland zu zerstreuen. Er bestritt jede aggressive Tendenz der 
russischen Truppenverschiebungen, der Eisenbahn- und Festungsbau 
ten an der russischen Westgrenze und äußerte Bedenken für den 
Fall eines Thronwechsels in Deutschland, da dann englische Einflüsse 
am deutschen Kaiserhofe vorwiegen würden. Bismarck und Giers 
waren sich darin einig, daß die Beziehungen Deutschlands zu Ruß 
land eine Kriegsgefahr nicht in sich bärgen, wohl aber diejenigen 
Rußlands zu Österreich. Deutschland könne Österreich nicht im 
Stiche lassen, erklärte Bismarck, da es dann von Rußland abhängen 
würde, die sogenannte Kaunitzsche Koalition Rußland-Österreich- 
Frankreich zustande zu bringen, der Deutschland nicht gewachsen 
sei. Letzteres werde daher stets mit allen Kräften dahin wirkein, 
1 Or. Pol. Nr. 597, 598. 
2 Siehe o. S. 80. 
3 Gr. Pol. Nr. 599—602. 
* Gr. Pol. Nr. 606.
	        
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